Wozu eine fachliche Bauberatung oder ein Baugutachten?
Posted by Rauch on 4th August 2019
Nicht nur wenn ein neues Haus errichtet wird, sondern auch bei einer geplanten Sanierung eines älteren Hauses ist eine unabhängige fachlich qualifizierte Beratung sinnvoll. Viele Bauherrn vertreten immer noch die Auffassung, dass sie alles selber machen können, oder verlassen sich auf die fachlich korrekte Ausführung der Handwerksfirmen. Die Mehrheit der Handwerksfirmen wird auch korrekt arbeiten.
Um die Situation mit einem einfachen Beispiel zu erklären. Der Maurer möchte alles aus Mauersteinen, Putz und Beton herstellen. Der Zimmermann schwärmt von den ökologischen Holzkonstruktionen und der Trockenbauer möchte alles aus genormten Fertigteilen herstellen. Jede Ausführung ist für sich in Ordnung. Aber hier steht die Frage, ist die jeweilige Anwendung an dem Haus auch sinnvoll und wirtschaftlich?
Trockenbauteile auf einer feuchten Wand oder gar im feuchten Keller gehören hier grundsätzlich nicht hin. Diese Konstruktion ist sehr feuchteempfindlich und neigt schnell zur Schimmelpilzbildung. Ebenso ist der Einsatz von Holz nur dort sinnvoll, wo das Holz immer abtrocknen kann. Ebenso sollte das Holz möglichst von 3 Seiten kontrollierbar sein, damit mögliche Holzschäden frühzeitig erkannt werden. Eine der großen Probleme beim Dachausbau, da die Sparren mit einer Innendämmung verschlossen werden.
Dampfbremse hinter einer Abseitwand im Dachgeschoss
Der Bauherr möchte für sein gutes Geld auch eine gute Bauleistung. Die Errichtung eines Bauwerkes aber auch die Altbausanierung fordert eine gute Planung. Heute sind so viele Bauvorschriften zu erfüllen, die kaum noch überblickbar sind. Ebenso ist das Werkstoffverhalten gerade bei neuen Baustoffen bezogen auf ihr Langzeitverhalten nicht ausreichend bekannt. Ein Wohngebäude hat eine normative Nutzungsdauer von 80 bis 100 Jahre. Nach entsprechender regelmäßiger Instandhaltung kann das Haus praktisch viele weitere Jahre stehen. Ein vorzeitiges Versagen wichtiger Bauteile verursacht nicht nur Ärger, sondern führt auch zu einem Wertverlust.
Sanierte Deckenbalken
Externe Bauberatungen, Bestandsaufnahmen, Bauabnahmen und Baugutachten verringern das Risiko eines späteren Baumangels.
Die Sanierung der Sanierung ist schon längst kein Einzelfall mehr. Meistens ist die Sanierung mit sehr hohen Kosten verbunden. Dagegen macht das eingesparte Honorar des Bausachverständigen nur einen Bruchteil aus. Die technischen Berater der Baustoffhersteller sind in der Regel fachlich nicht schlecht. Aber sie vertreten ihren Baustoffhersteller und werden nur in seltensten Fällen andere Baustoffe empfehlen. Zu unterscheiden sind die Baumärkte und die Baustoffmärkte. Im Baumarkt wurden die Kollegen im Schnellkurs geschult.
Die Bauabnahme und die Gewährleistung
Im größeren Baustoffmarkt wird dagegen schon qualifiziertes Personal beschäftigt. Aber auch hier kennen sie die jeweilige Situation vor Ort nicht und können auf keinem Fall eine fachlich korrekte Bauberatung ersetzen. Bauträger und große Baukonzerne machen ihre Bauabnahme mit sich selbst. Sie kontrollieren sich selbst. Was soll auch das wirtschaftlich abhängige Planungs- und Architekturbüro auch machen. Wird ein neuer Fernseher angeschaltet, dann funktioniert er oder nicht. Es gibt daher eine Garantiezeit. Wird eine neue Wohnung oder ein Haus bezogen, dann ist in der Regel erst einmal optisch alles in Ordnung. Die Folgen einer mangelhafte Dampfbremse und einer fehlerhaften dauerelastischen Fuge in der Fundamentplatte im Keller wird erst viel später, meist nach dem Ablauf der Gewährleistungsfrist, festgestellt.
Wurden vor vielen Jahren noch viele Anfragen an mich wegen Bauschäden gerade aus NRW oder Hamburg gestellt, so konnte ich leider auf keinen Kollegen verweisen. Rainer Golunski ist als Baugutachter in Hamburg tätig. Der Kollege hat bei großen Baukonzernen gearbeitet und kennt daher auch alle Tricks und viele Problembereiche. Eine fachlich gute Beratung und Problemlösung erfordert eine langjährige Berufserfahrung und technisches Verständnis. Etwas, was an der Hochschule nicht vermittelt werden kann. Hier werden vorwiegend die theoretischen Grundlagen gelehrt.
Bauvorschriften beachten
Beim Neubau gelten die aktuellen Bauvorschriften und mit den Produktbeschreibungen der verwendeten Baustoffe lässt sich schnell eine Übersicht des Bauzustandes feststellen. Bei einer Altbausanierung müssen auch die historischen Bauausführungen beachtet werden. Die Verwendung und die Herstellung der Baustoffe und Baukonstruktionen erfolgte oft nach Erfahrungen.
Erst im Zeitalter der Industrialisierung entwickelten sich Vorschriften, welche dann auch in Baupolizeiliche Verordnungen einflossen. Bei einer falschen Herangehensweise bei der Altbausanierung können so bewährte Konstruktionen und Baustoffe versagen. Die Unterschätzung betrifft zum Beispiel den Feuchtetransport im porösen Baustoff. Holzkonstruktionen, wie die Holzbalkendecken müssen immer ausreichend luftumspült sein, damit sich kein Feuchtestau bildet.
Eine Feuchteerhöhung führt an den Balkenköpfen zu einer Verbesserung der Fraßaktivitäten Holz zerstörender Insekten und im ungünstigen Fall zu einem Pilzbefall. Durch den zusätzlichen Fußbodenaufbau auf die Dielung durch Spanverlegeplatten, Fußbodenbelag oder Laminat sowie das Verschließen der Fugen am Randbereich (hier waren die Fußbodenleisten) wird der konstruktive Luftaustausch verhindert. Waren bisher auf der Fassade mineralische Putze, so werden kunststoffmodifizierte Beschichtungen oder gar eine Dämmung aus Styropor aufgebracht und so eine Sperrschicht geschaffen.
Eine Bauwerksuntersuchung kann sehr unterschiedlichen Zwecken dienen.
Daher nur eine kleine Auswahl:
- Die Erfassung des allgemeinen Bauzustandes beim Erwerb einer Immobilie. Es können auch eventuelle Sanierungskosten eingeschätzt werden. Damit lässt sich eine bessere finanzielle Planung bereits vor dem Kauf absichern.
- Eine Reduzierung der Instandhaltungskosten durch eine rechtzeitige Beseitigung von mangelhaften Zuständen.
- Ermittlung konkreter Angaben über den baulichen Bestand, wie Baustoffe, Alterung, Konstruktionen und Bauschäden.
- Das Erkennen von verdeckten Mängeln, wie Balkenauflage Wand- und Deckenaufbauten oder haustechnische Installationen hilft bei der Vermeidung von größeren Folgeschäden.
- Eine Zuordnung von Schäden nach Ursache und eventueller zeitlicher Entstehung kann zum Beispiel für die Regulierung durch die Versicherung von Interesse sein.
- Die Festlegung notwendiger Maßnahmen für Neu- oder Umnutzungen kann zur wirtschaftlichen Beurteilung herangezogen werden.
- Die Klärung des Sanierungsaufwands dient zur besseren Abschätzung der Sanierungskosten. Damit lassen sich Sanierungsmaßnahmen besser planen.
- Welche zusätzlichen Forderungen müssen wegen des Denkmalschutzes eingehalten werden.
Für den Bauherrn spielen die wirtschaftlichen Aspekte eine wichtige Rolle
Für den Bauherrn sind die notwendigen Anforderungen an die Sanierungsmaßnahmen aus wirtschaftlicher Sicht wichtig. Daraus werden die entsprechenden Sanierungskonzepte entwickelt und die jeweiligen Handwerker mit der entsprechenden Qualifizierung vorgeschlagen. Über eine Ausschreibung erfolgt dann die Auswahl der entsprechenden Handwerksfirmen. Entscheidend ist nicht das niedrigste Preisangebot, sondern die Referenzen. Der externe Bauberater bzw. Baugutachter nimmt die einzelnen Leistungen ab.
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