Meine Meinung zum Artikel
Fachkräftemangel am Bau – Bauwirtschaft für mehr Einwanderung
https://www.meistertipp.de/aktuelles/news/fachkraeftemangel-am-bau-bauwirtschaft-fuer-mehr-einwanderung
In diesem Artikel wirbt M. Steinbrecher, Präsident der Bundesvereinigung mittelständischer Bauunternehmen (BVMB) für Arbeitskräfte aus dem Ausland, da es in Deutschland unmöglich geworden sei, Fachkräfte zu finden.
Hierzu meine Erfahrungen in der Zeit Ende der 90er und Anfang des neuen Jahrtausendes, welche ich sammeln durfte. Ich hatte eine Sanierungsfirma neben meinem Ingenieurbüro mit drei Ingenieuren, welche zum Glück aufgrund ihres Alters bereits Vorruhestandsgeld bezogen hatten. Da sich die Eigentümergemeinschaft nicht einigen konnte, der Eigentümer über eine „bessere fachliche“ Kompetenz, als ein langjähriger Architekt verfügte, der Investor vergessen hat, seine eigentliche Liquidität bei seiner Hausbank zu prüfen usw. gab es für unsere viele Hunderte Stunden Planungsleistung kein Honorar, statt einer Ãœberweisung der Honorarrechnungen kamen nette Schreiben von Anwälten. Und von Kleinkram kann man schlecht existieren.
Meine Sanierungsfirma mit 10 Mitarbeitern einschließlich teilweiser Beschäftigung von Leiharbeiter, die Mitarbeiter hatten pünktlich Ihren Lohn erhalten und die Sozialleistungen wurden termingerecht beglichen. Mit den offenen Forderungen könnte ich einen guten Lebensabend verbringen. In nur wenigen Jahren bin ich um sehr viele Jahre gealtert. Nicht nur vom Geld herbeizaubern, um die Verbindlichkeiten zu begleichen, sondern auch von den Bergen an verwaltungstechnischen Hürden. Der Besuch von Anwälten und Gerichten wurde zu einer Freizeitbeschäftigung.
Diese Situation betraf nicht nur uns, sondern viele andere unserer Partnerfirmen, mit den wir gut zusammengearbeitet hatten.
In der Baubranche tummeln sich viele Halsabschneider und Banditen, mit der Zielsetzung schnell Geld zu verdienen… Für Handwerker und Handwerksbetriebe, welche eine ehrliche und gute Arbeit leisten, ist dieser Markt sehr schwer.
Nun habe ich nur wenig in der Ukraine gearbeitet und war zur Erkenntnis gekommen, dass dort das Geld praktisch auf der Straße liegt. Man muss lediglich die Hemdärmel hochkrempeln und loslegen. (Dafür gibt es aber auch viele andere Unschönheiten.) Ein Handwerker in der Ukraine möchte vor Arbeitsbeginn Geld für das Baumaterial, was korrekt mit Rechnung abgerechnet wird. Erst dann beginnt er, zu arbeiten.
Nachfolgend zwei Beispiele aus der Ukraine, wie ein Klärgrube und ein Schlagbrunnen bei uns sehr schnell ohne Probleme gebaut wurden. Auch das Dachdecken hat nur 2 Tage gedauert. Bis auf wenige kleine Dinge bin ich mit den Arbeiten sehr zufrieden. Hier zu den Videos https://ib-rauch.de/video/abwasserbehaelter.html und https://ib-rauch.de/video/brunnen.html
In Deutschland gibt es die Vorleistung für Materialien. Wir haben ab und zu nicht einmal das Geld für das Baumaterial zurückbekommen. (Wir hatten nicht nur in Sachsen, sondern auch in Bayern und Baden Württemberg gearbeitet.) Während dieser Zeit hatten wir natürlich auch viel Kontakt zu ausländischen Kollegen auf den Baustellen. Ich dachte damals, die Kollegen übertreiben etwas, wenn sie sagten, dass sie von der Qualifizierung Ingenieure sind. Nun, da ich mich seit langer Zeit auch in der Ukraine aufhalte, kann ich die Richtigkeit nur bestätigen. Viele der Männer und Frauen mit Hochschulabschlüssen aus den östlichen Ländern müssen, um überhaupt zu überleben, nach Westeuropa arbeiten kommen. Durch die EU wurde die dortige Wirtschaftsstruktur entsprechend angepasst, dass diese Situation mit wenig Arbeit entstand. (Es kommen natürlich auch viele Sozialtouristen…) Auf das Entsendegesetz möchte ich mich gar nicht erst einlassen.
Man kann es an den 5 Fingern abzählen, was der Präsident der Bundesvereinigung im Namen der Bauunternehmen eigentlich möchte. Früher nannte man das, billige Arbeitssklaven beschaffen.
Die eigentlichen Probleme werden wie eine Planierraupe vor sich hergeschoben. Solange an der Verwaltungsstruktur, an den Gesetzeswerken und dem Bildungssystem sich grundsätzlich nichts ändert, kommt der Abgrund auch für die Baubranche immer näher. Eigentlich nicht richtig, sie schwebt bereits darüber. Das ist sicherlich auch das, was der Präsident erkannt hat.