Wie wird sich der Bautrend weiter entwickeln?
Posted by Rauch on Juli 1st, 2022
Die Baupreiserhöhungen in den Jahren 2020 und 2021 lagen zwischen 50 bis 100 %. Die Kosten für Bauleistungen nehmen besonders seit Februar 2022 weiter zu. Dieser rasante Anstieg der Kosten nach Einschätzung von Branchenverbänden sind eine Folge durch die Corona-Pandemie, Materialmangel und den Sanktionen. Für Baufirmen und Handwerker werden die Bauleistungen unkalkulierbar und sie können den Bauherren nur noch schlecht ein verbindliches Angebot für die einzelnen Leistungsbereiche unterbreiten.
„Die Wartezeiten für einen Handwerker haben sich inzwischen auf elf Wochen im Gesamthandwerk verlängert. In den Bauhauptgewerken und den Ausbaugewerken sind sie mit 17,5 Wochen und 13,5 Wochen auf neue Rekordstände gestiegen.“
Eine der wesentlichen Ursache der Bauverzögerungen dürfte die Beschaffung der entsprechenden Baumaterialien sein. Sicherlich werden jetzt auch langsam die Auswirkungen der Corana-Pandemie deutlich.
Da viele private Bauherren relativ knapp die Finanzierung ihres Bauvorhabens kalkulieren, kommt es immer mehr zu Stagnationen der geplanten Bauvorhaben oder es erfolgt nur noch die Fertigstellung des Rohbaus. Ähnliches trifft auch für die öffentlichen Auftraggeber zu, da weniger finanzielle Mittel zur Verfügung stehen.
Viele der Bauunternehmen konnten auf der Grundlage der Subunternehmen der Subunternehmen im harten Wettbewerb existieren. Mit dem Entsendegesetz konnten viele Baustellen durch ausländisches Personal bedient werden. Die gegenwärtige politische und wirtschaftliche Krise wirkt sich natürlich nicht günstig aus. Als Beispiel sollen hier die Kostenanstiege und die Unterbrechungen der Logistikketten genannt werden.
An dieser Stelle möchte ich auf ein Artikel vom 24.6.2022 „Zukunftsfähig? Wie sich die Baubranche verändern muss“ verweisen. Herr Christoph Blepp betrachtet die gegenwärtige Situation aus der Sicht „Fachkräftebedarf, Materialknappheit und Rückstand bei der Effizienz…“ Aus kurzfristiger Sichtweise stimme ich Herrn Blepp zu. Langfristig, ob nun ein oder mehre Jahre, wird es eine ganz andere Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt geben, weg von dem zentralisierten Städtebau wieder zum dezentralisierten Wohnen mit einer energetischen Anbindung zur Natur.
Der Neubau wird als Folge der gegenwärtigen Situationen drastisch zurückgehen. Aber besonders hart wird es die Sanierung von Altbauten betreffen. Die Kosten einer Altbausanierung lassen sich ohnehin wegen der bei der Angebotserstellung nicht erkannte Bau- bzw. Alterungsschäden nur sehr ungenau einschätzen und kalkulieren.
Es werden in den nächsten Wochen und Monate wesentliche Trends im Bausektor erkennbar sein:
1. Die gesundheitlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie werden sichtbar werden, was das Problem der Wohnungsnachfrage entspannen wird.
2. Die hohen Kosten für Energie und Material verteuern die Bauleistungen. Mit der bereits deutlich sichtbaren Wirtschaftskrise sinkt die Nachfrage nach neuen Immobilien, vor allem die im höheren Preissektor angesiedelten.
3. Die künftigen hohen Energie-, Wohnneben- und Lebenshaltungskosten können sich viele Bewohner nicht mehr leisten und es werden kleinere preiswerte Wohnungen gesucht.
4. Es ist ein Rückgang der Bauaktivitäten sowie der Instandhaltung des Bestandes zu erwarten.
5. Wegen der steigenden Kosten können immer weniger Bauherren die Hauskredite bedienen und die Anzahl der Zwangsversteigerungen sowie Insolvenzen nehmen zu.
6. Mit dem Rückgang der Bauaktivitäten sollten die Immobilienpreise steigen. Es tritt jedoch der umgekehrte Fall ein. Die Immobilienpreise werden rasch fallen, da diese vorwiegend auf Spekulation beruhen und ein hoher Kaufkraftschwund entsteht.
7. Das Baugewerbe ist einer der größten Wirtschaftsbereiche. Der Anteil des Bauwesens an der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung ist seit einigen Jahren rückläufig. Um den Bestand der vorhandenen Bauwerke zu erhalten, ist ein Mindestbestand an Baukapazitäten erforderlich.