Kalkfarbanstrich
Posted by Rauch on Mai 4th, 2021
Zur Verarbeitung wird der gelöschte Kalk Ca(OH)2 entnommen und in einem Eimer gegeben und mit etwas Wasser gründlich verrührt bis man die gewünschte Streichfähigkeit erreicht. Das entspricht etwa ein Verhältnis von 5 Teile festen, gelöschten Kalk mit 6 Teilen Wasser.
Beim Weißen der Wände mit Kalkmilch finden folgende chemischen Vorgänge statt. Die Kalkmilch nimmt aus der Luft allmählich Kohlendioxid auf und bildet mit dem Wasser des Mörtels zunächst etwas H2C03. Nur diese (nicht das CO2 an sich) gibt mit dem Ca(OH)2 der Kalkmilch Calciumcarbonat CaCO3
nach der Gleichung: Ca(OH)2Â + H2C03Â –> CaCO3Â + 2 H20.
Damit die Bildung von hartem, beständigem Kalk ungestört vonstatten gehen kann, soll man die Räume nicht zu rasch austrocknen lassen, da sonst keine H2C03 -Bildung mehr möglich ist.
Das Weißen wird meist nur noch für einfache Räume, wie Keller, Garagen und Ställe benutzt. Wegen seinem hohen pH-Wert kann es gleichzeitig desinfizieren. Wobei eine Anwendung für alle nicht durch Abrieb exponierte Flächen, z.B. Decken oder obere Wandflächen, erfolgen kann. Eine Einfärbung erfolgt im Verhältnis 5 Teile gelöschter Kalk, 6 Teile Wasser und bis ein Teil pulverisierte Farbe (Ocker, Marsgelb, Marsrot, Ultramarin, (Chromoxidgrün) oder Elfenbeinschwarz). Bleiweiß, Chromgelb, Berlinweiblau, Zinkgelb düfen nicht mit Kalk gemischt werden, da Zersetzungsreaktionen auftreten.
Für die Erhöhung der Wischbeständigkeit (Abriebfestigkeit) kann Kochsalz, 2 bis 3 % Leinölfirnis oder feiner Quarzsand zugegeben werden. Auf einen Maurerkübel eingesumpften Weißkalk, mindestens 1 Tag stehen lassen (je länger, so bessere Qualität), wird ein Päckchen Kochsalz eingerührt. Damit wird auch eine gewisse Wetterbeständigkeit erzielt, wenn diese Wandfläche nicht unmittelbar bewittert wird. (Auch nach 5 Jahren keinerlei Probleme.) Auch andere Zusätze Erhöhen die Wetterbeständigkeit, wie hydraulische Zusätze, Leinöl oder Kaliwasserglas K2SiO3 (1 Liter Wasserglas auf 10 bis 12 Liter Kalkmilch). Im Innenbereich ist eine Wetterbeständigkeit nicht erforderlich, daher sollten geringere Mengen an Zustätze zugemischt werden.
Auf Stein, Gips, Holz und Leimfarben hält der gewöhnliche Kalkanstrich nur schwer, doch kann man ihn durch Zusätze haltbar machen. Verwendet man z. B. beim Kalklöschen heißes Wasser und gibt auf 40 l Kalkmilch etwa 0,5 kg Zinksulfat ZnSO4 und 0,25 kg Kochsalz, so hält ein Anstrich von diesem Gemisch auch auf Holz und Stein. Kalkanstriche empfehlen sich besonders bei Fassaden (kein Schlagregen oder stark bewitterte Flächen) Hauseingängen, Bädern, Küchen, Decken, Wänden usw. Man benötigt 2 bis 3 Anstriche. Beim ersten wird ganz dünne Kalkmilch verwendet. Wünscht man bunte Wände, so sind nur beim letzten Anstrich Farben beizumischen. Beim Endanstrich sind die Wände von oben nach unten, die Decken senkrecht zu den Fenstern zu streichen. Auf diese Weise wird eine störende Schattenwirkung durch Rillenbildung und dergleichen vermieden.
Ein Kalkfarbenanstrich ist sehr wasserdampfdurchlässig und weitgehend feuchtigkeitsbeständig. Große Temperaturschwankungen, wechselnde Luftfeuchte und Kondenswasserbildung übersteht er schadlos. Neben der bereits genannten desinfizierenden Wirkung werden auch Gerüche aufgenommen. Die Schimmelpilzbildung wird vermieden. Allerdings können sich im sehr feuchtbelasteten Bereich (außen) sich Algen auf der Oberfläche bilden. Kalkfarben enthalten keine Schadstoffe (Biozide oder organische Lösungsmittel), sie bestehen aus rein mineralischen, gut verfügbaren Rohstoffen.
Kalkfarben sind stark alkalisch und führen zu Verätzungen. Es ist daher zweckmäßig beim Verrühren eine Schutzbrille zu tragen. Bei empfindlichen Händen empfehlen sich Handschuhe. Sollte trotzdem ein Spritzer in das Auge kommen, sofort mit reichlich mit klarem Wasser ausspülen.
Erkennen des Altanstriches:
An der trocknen Wandfläche wird der Finger etwas weiß bzw. farbig. An feuchteren Stellen bleibt viel Farbe am Finger. Ist die Oberfläche feucht, z.B. im Keller oder durch Regen, so schimmert der Untergrund (meist dunkler) durch. Wasser wird stark aufgesogen. Wird es wieder trocken, so ist alles gleichmäßig hell. Silikatfarben behalten ihren Farbton und geben keine Farbe ab.
Ein chemischer Nachweis von Kalkfarbanstrich kann durch vorsichtiges Betupfen mit einigen Tropfen verdünnter Salzsäure erfolgen. Bei Anwesenheit von Kalk treten kleine Gasbläschen auf.
Lieferform:
Weißkalk 25 kg Tüte für 2-3 Euro oder fertig in Eimer (im Verhältnis zum Weißkalk wesentlich teurer).
Quelle:
Wilhelm Scholz, Wolfram Hiese; Baustoffkenntnis, 13. Auf., Werner Verlag GmbH Düsseldorf 1995, S.547
Schwarz, Jutta; Ökologie im Bau, Verlag Paul Haupt Bern Stuttgart Wien, 4. Auf. 1998 S.61-62
Raaf, Hermann; Chemie des Alltags A-Z, Ein Lexikon der praktischen Chemie, Herder Freiburg Basel Wien, 27. Aufl. 1990, S.46/47, 96