Peter Rauch PhD
Dipl.-Ing.oec., Ing.oec., Ing.
Es gibt viele Bauratgeber, welche im Auftrag oder für das System arbeiten, aber nicht für den freien Menschen.
Ein Monat dem letzten Hochwasser waren wir in der kleine Stadt Wehlen in der sächsischen Schweiz. Wir selbst wohnen nur 100 m entfernt von der Weißen Elster und hatten Glück, dass das Hochwasser nicht über die neue Dammkrone gelaufen war.
Jedes Jahr gibt es Hochwasser als Folge der Schneeschmelze in den Bergen. Daher wurden auch wassertechnische Einrichtungen errichtet, wie Stauseen, Staustufen u. a., um den natürlichen Wasserlauf zu regulieren. 2009 wurde ein bundesweiter Auenzustandsbericht vom Bundesamt für Naturschutz und dem Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz und Reaktorsicherheit erarbeitet.
Nach diesem Bericht wurden den Flüssen in Deutschland circa zwei Drittel der ehemaligen Überschwemmungsflächen entzogen. Durch den Bau von Hochwasserschutzdeichen an vielen Abschnitten der Flüsse, Oder, Elbe, Rhein oder Donau sind sogar nur noch 10 bis 20 Prozent der ehemaligen Flussauen vorhanden. Das sind Flächen, wo sich früher das Hochwasser ausbreiten konnte. Viele neu Gebäude und andere Bauwerke befinden sich aber in diesen natürlichen Überschwemmungsgebieten. Hinzu kommen auch die Verlegung des Flussbettes und die Flussbegradigungen. Letzteres verursacht auch eine schnellere Fließgeschwindigkeit des Wassers. Wälder, die das Regenwasser aufhalten, sind nicht abgeholzt oder die übrigen Waldabschnitte reichen nicht aus.
Um sich vor Hochwasser zu schützen, werden Schutzdeiche angelegt. Bei Städten, wie zum Beispiel Passau, ist das Flussbett sehr eingeengt. Ausdehnungsräume gibt es nicht bzw. nur sehr beschränkt. Bei anderen Städten wurden die neuen Schutzmauern nach dem vorletzten Hochwasser im Jahre 2002 nicht fertig oder hatten unterschiedliche Höhen, wie in Eilenburg. An einer Stelle schützten diese vor dem Wasser, an andere Stelle lief das Muldenwasser darüber.
Die kleinen Stadt Wehlen an der Elbe in der Nähe der Bastei lebt von Touristen. Die Besucher möchten natürlich die wunderschöne Aussicht sehen. Das ist nun einmal eine komplizierte Situation. Langsam kehrte dort das Leben am Markplatz wieder ein. Hier ist auch eine Säule, wo die vielen Hochwasser der letzten Jahrhunderte markiert sind.
Hochwasser als Folge von Niederschlag ist also kein neuzeitlicher menschengemachter Einfluss auf das Wetter im Industriezeitalter. Mann kann sich nur vor den Folgen des Wetters schützen, aber kein Wetter beeinflussen, geschweige langzeitlich hinreichend genau hervorsagen.
Wir sind den steilen Weg vom oberen Parkplatz hinab in Richtung Markplatz von Wehlen gelaufen. Hier lagen noch viele Sandsäcke auf dem Weg. Sie hatten den Weg vor Unterspülung und die Überschwemmung der Grundstücke bei dem mehrtägigen regen Ende des Mais geschützt. Neben der Eingangstür eines Hauses an dem Bach in Wehlen lagen noch Sandsäcke. Ein Stück weiter oberhalb hatte das kleine Rinnsaal Teile des Straßenbelages und die Überfahrt zu den Garagen zerstört. Hier merkt man, welche Kraft hinter fließendes Wasser steckt.
Auch bei uns, nur weniger Häuser weiter, musste der Hauseingang durch Sandsäcke gesichert werden (siehe Video im Juli 2013). Allerdings hat man hier die neuen Häuser neben der Elster errichtet, obwohl schon immer bekannt ist, dass sich hier das Wasser sammelt und in den Fluss läuft. Historisch befand sich unweit von unserem Haus ein Bach, welcher zugeschüttet wurde. Bei Regen sucht sich das Wasser immer den natürlichen Flussverlauf, egal ob begradigt oder verschlossen.
Sandsäcke für Hochwasserschutz kommen also nicht nur zur Sicherung der Dammkronen oder zur Befestigung gefährdeter Deiche zum Einsatz. Die Sandsäcke lassen sich relativ gut transportieren. Auch an gefährdete Stellen, wo man nur schlecht mit schwerer Technik hinkommt. Sie lassen sich auch nach dem Hochwasser relativ einfach wieder entfernen. Anfang Juni dieses Jahres berichteten die Medien von den vielfältigen Einsatzorten, wo die Sandsäcke zum Schutz vor das Hochwasser zu Einsatz kamen und von vielen zahlreichen Helfern.
11 Jahre nach der Jahrhundertflut steigen die Flusspegel wieder an und überschwemmen Landflächen und Ortschaften. Ich habe mich nicht mit Geologie/Bergbau und Wasserwirtschaft befasst. Aber ein Kollege an der ehemaligen Technischen Hochschule erklärte mir damals im Zusammenhang mit dem damals noch in Planung befindlichen Cospudener See, dass Flüsse nicht so einfach umgeleitet werden können.
Das Wasser im neuen Flussbett kann an einer Stelle einfach verschwinden und an einer anderen Stelle wieder heraus kommen. Viel der heutigen Flüsse sind begradigt, umgeleitet oder für den Schiffverkehr verändert worden. Flüsse und Bäche haben ihre natürliche Überschwemmungsgebiete. Kommt es zu Hochwasser, dann suchen sich diese Flüsse ihr ursprüngliches Flussbett. Gerade im Raum um Bitterfeld sucht sich die Mulde das alte Flussbett. Weiter Informationen unter
Der Mensch siedet aber sehr oft gerade in diesen natürlichen Überschwemmungsgebieten. An Zusammenflüssen, wie die Elster Saale, oder Saale Elbe oder Mulde Elbe kommt es zu Rückstau, da die Wassermassen nicht schnell genug abfliesen können. Es gab schon immer Hochwasser und Überschwemmungen. Erst in den Chroniken der letzten Jahrhunderte lässt ein Vergleich zu.
Durch die sächsische Schweiz schlängelt sich die Elbe. Hier ist das natürliche Überflutungsgebiet nur sehr eng begrenzt. Die angrenzenden Orte werden daher oft überflutet. Diese Bilder zeigen Wehlen am 4. 7. 2013, einen Monat nach dem Hochwasser. Die Messsäule am Marktplatz zeigt die Wasserstände. 1655, 1860, 1784, 1882, 2002 und 1845 war das Hochwasser höher. Dieser Flusslauf lässt erahnen, welcher Dreck und Chaos die Strömung der Elbe in Wehlen verursacht hat. In der Zwischenzeit war in diesem sehr schönen Kurort vieles wieder aufgeräumt, die ersten Läden war provisorisch wieder eröffnet.
Gewitterregen am 20.6.2013 in Leipzig Der Gewitterregen brachte in Leipzig lokale Überschwemmungen. Hier erfolgt der Zusammenfluss des Wassers aus Bucksdorffstraße und Slevogtstraße. Die Häuser weiter unten an der Elster stehen jedes Mal im Wasser. Historisch gab es hier einen Bach, welcher verfüllt wurde. Das Regenwasser sucht sich wieder den natürlichen Verlauf zur Elster.
Leipzig wurde jedes Jahr überschwemmt. Daher wurde vor über 100 Jahren ein komplizierter Hochwasserschutz angelegt. Seit dem ist die Stadt nur noch selten betroffen. Ich wohne in der Nähe vom Auensee. 1954 war das Gebiet vollständig überschwemmt und die Eisenbahnbrücke am See über die Luppe wurde mit mehreren Dampflokomotiven belastet, damit diese nicht weggespült wird. Der Hauptbahnhof stand unter Wasser.
Eigentlich muss ich den Stadtvätern von Leipzig danken, dass sie in den letzten 11 Jahren das Hochwasserschutzsystem weiter verbessert haben. Der nahe Damm an der Luppe wurde vollständig erneuert und ca. 75 cm erhöht. Wo wir vor 2 Tagen am Damm waren, war der Wasserspiegel etwa 1 m und ein paar Zentimeter unterhalb der Dammkrone. In der Nacht sollte das Wasser über den Damm laufen. Das Wasser ist nicht soweit angestiegen. Die zusätzliche Flutung des Zwenkauer Sees hat die Stadt vor einer Katastrophe gerettet.
Unser historisches Haus steht etwa 100 m entfernt von der Elster. Werden die Lehmwände unseres Hauses nass, dann rutschen diese zusammen.
Diese Aufnahme am Luppedamm stammt vom Januar 2011. Nur etwas weniger Wasser wie Juni 2013
Die Bürger in Grimma wollten keine Schutzmauer wie in Eilenburg und wurden nun wieder, wie vor 11 Jahren geflutet. Aber auch in Eilenburg hat ein Teil der Schutzmauer nicht ausgereicht und das Wasser lief darüber. Bei anderen Orten wurden in den letzten 11 Jahren die Schutzvorrichtungen nicht fertiggestellt oder noch gar nicht begonnen. Der Schutz einer vor dem Aussterben bedrohte Grille oder Heuschrecke verhinderte die rechtzeitige Fertigstellung einer Schutzmauer. Der Ort wurde geflutet. Unabhängig von dem Leid und dem finanziellen Verlust der Bevölkerung, könnte man hier die Frage stellen, wie viel Kleintiere, Armeisen, Maulwürfe usw., mussten wegen der Überschwemmung sterben. Sicherlich auch ein paar der vor dem aussterben bedrohte Grillen.
Am 18.5.2013 hatte ich bei der Beratung zum Kauf einer Immobilie in Datzschen bei Eilenburg den Verkäufer gefragt, wie es mit möglichen Hochwasser aussieht, da sich ja in der Nähe die Elbe befindet und das Land sehr flach ist. „Jaja hier kommt kein Hochwasser“ oder ähnlich war seine Antwort. Nur 2,5 Wochen später hatte es Dresden, Meißen und weitere Städte an der Elbe überschwemmt.
Es steht die Diskussion, ob wir künftig weiter mit solchen Wetterereignissen rechnen müssen. Es ist schon möglich. Muss aber nicht sein. Das Wetter lässt sich auf lange Sicht nicht voraussagen. Auch wenn es die Klimaforscher in Potsdam mit ihren Rechenprogrammen die schlimmsten Klimaprognosen ausrechnen.
Ich persönlich halte das gegenwärtige Wetter als ganz normal. Oder gibt es Wetteraufzeichnungen vor 1000 Jahren? Es gab in dieser Zeit wärmere und kältere Perioden. Die Industrialisierung hatte zu dieser Zeit noch keinen Einfluss. Viel wichtiger sind die natürlichen Überschwemmungsgebiete zu erhalten und dazu gehören aber auch die natürlichen Wälder, die das Wasser zurückhalten. Ohne die Talsperren würden die Wasserfluten noch viel mehr schaden anrichten. Dieses Hochwasser zeigt, dass die Planung der möglichen Wassermenge auf der Basis der Jahrhundertflut nicht ausreicht.
Sicherlich sind die schnellen und unkomplizierten finanziellen Soforthilfen für die Betroffenen ein kleiner Trost. Moral sicherlich ebenso wertvoll die Hilfe tausender Einsatzkräfte und Freiwilliger. Nicht alle werden wieder die Kraft haben nach 11 Jahren ihr zerstörtes Heim wieder aufzubauen.
Meine Ehefrau kommt aus den ukrainischen Karpaten, wo die Tisa vor 3 Jahrzenten mehrere hundert Menschenleben forderte und auch die sehr massive Brücke nach Rumänien einfach weggespült wurden. Ihr standen die Tränen in den Augen, wie es hier die Menschen betroffen hat. Ihre Frage: Warum bezahlt die Versicherung den Schaden nicht?
Schuld ist der Klimawandel so laut Harald John in der Leipziger Volkszeitung, 8./9. Juni 2013. „Schuld ist der von vielen immer noch geleugnete Klimawandel, der nicht nur zu kurzen, extrem heißen Sommern und langen, kalten Wintern führt, sondern auch zu stärkeren Stürmen und sehr langen, heftigen Regenfällen…Aber in der Tendenz sind sich die Experten einig: Extreme Wetterlagen nehmen deutlich zu.“
Es leugnet niemand den Klimawandel, da sich das Wetter immer schon geändert hat. Leserbriefe auf diese Fakten verdrehende Aussage wurden nicht oder zensiert veröffentlicht, wie zum Beispiel der Lesebrief von Prof. Dr. Kirsten.
Wenn der Mensch nicht dort siedelt, wo die Folgen des Wetters besonders auftreten, dann gäbe es auch keine Probleme bei den Überschwemmungen. Der Wald wurde gerodet, welches das Wasser aufnimmt, die Flüsse begradigt oder umverlegt und natürliche Überschwemmungsgebiete verändert als Agrarflächen oder für die Besiedlung. Siehe hier auch Hochwasserprobleme an Gebäuden
Das größere Problem ist die territoriale selbstständige Handlung der Länder und Gemeinden. Zum Beispiel wusste man genau, wie viel Wasser in Prag ist. Dieses Wasser der Moldau und der Elbe kommt nach Dresden, Meißen, Magdeburg, Stendal usw. Plus das Wasser der Saale, Mulde, Elster usw. Ich denke, wenn die schlauen Computer ganz genau errechnen können, wie das Wetter in 100 Jahren sein wird, dann können diese auch die Wassermenge und das zur Verfügung stehende Volumen der Flussbetten einschließlich der Deiche berechnen. Kann diese Wassermenge, zum Beispiel wie in Magdeburg, nicht aufnehmen, so kann dieses Wasser auf dem Weg dorthin geregelt auf eine Fläche geleitet werden, wo es den geringeren Schaden anstellt.
Das wäre normal eine Aufgabe des Bundes, da dieser länderübergreifend die entsprechenden Daten zu Verfügung hat und auch koordinieren könnte. Da dies aber nicht möglich ist, müssen eben Dörfer und Stadtteile absaufen und viel persönliches Leid verursachen.
Die Ursache des Hochwassers wird von den Medien und auch in einigen Argumentationen von Versicherungen dem Klimawandel zugesprochen. Der Zusammenhang zwischen Sonnenaktivität und Hochwasser wird in der Dissertation von Markus Czymzik vom Geoforschungszentrum Potsdam dargestellt. Laut seinen Untersuchungen sind jene Klimamodelle leider allzu simpel, die Hochwasserereignisse vor allem auf den menschengemachten Treibhauseffekt zurückführen. Deutschen Zusammenfassung seiner Arbeit