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Gewünschten Baustoff eingeben

  

Faching., Dipl.-Ing.oec., Ing.oec., Ing. Peter Rauch PhD
Peter Rauch PhD
Dipl.-Ing.oec., Ing.oec., Ing.
Es gibt viele Bauratgeber, welche im Auftrag oder für das System arbeiten, aber nicht für den freien Menschen.
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    Politik der Kernenergie

    Posted by Rauch on 29th Juli 2007

    von Dr. Helmut Böttiger, Wiesbaden

    Der Parteitag der SPD 1956 in München forderte die
    rasche Entwicklung der friedlichen Nutzung der Kernenergie als
    objektive Voraussetzung für die wirksame Überwindung von Not und
    Elend insbesondere in den unterentwickelten Ländern. Kaum 20
    Jahre später sollte das nicht mehr wahr sein. Heute fordert die
    gleiche Partei den Ausstieg aus der Kernenergie und die Rückkehr
    zu sogeannten alternativen Energiequellen: Sonne Wind und
    Biomasse. Hatte man sich 1956 geirrt oder ist die Überwindung
    der weltweiten materieller Not nicht mehr das Ziel der Partei?

    Der Hintergrund

      Um eine Sache richtig einschätzen zu können, bedarf es
      eines angemessenen Hintergrunds. Um die Befürwortung oder
      Ablehnung der Kernenergie zu beurteilen, wählen wir als
      Hintergrund die Machtfrage: Welches sind die objektiven
      Voraussetzungen, um Herrschaft und Macht ausüben, um anderen
      Menschen den eigenen Willen aufzwingen zu können? Was bedeutet
      Herrschaft praktisch? Wer auf diese Frage keine Antwort findet,
      versteht unserer Meinung nach den Tanz um Kerenergie und
      sogenannten Umweltschutz nicht.

      Macht ist im Unterschied zu Führung, die den besseren
      Weg zum gemeinsamen Ziel zeigen kann, das Vermögen, das
      Verhalten anderer Menschen zu beeinflussen: „zu führen, wohin
      sie nicht wollen“. Wenn man von den Formen der physischen
      Gewaltanwendung absieht, vor denen in der demokratischen
      Gesellschaft den Einzelnen die Polizei schützt, bleibt als
      Machtmittel nur der Bedarf und seine Deckung. Das gilt für die
      Drogenabhängigkeit ebenso wie für sexuelle Hörigkeit oder die
      Wirkung von Lob und gesellschaftlicher Anerkennung. Sexuelle
      Hörigkeit setzt eine bestimmte Form von Geilheit voraus. Das
      gleiche gilt offenkundig für die Drogenabhängigkeit und
      ähnliches. Machtausübung über Lob und Anerkenntung gelingt nur
      bei mangelndem Selbstbewußtsein der Folgsamen, die mangels
      eigenen Urteils auf das der „Anerkannten“ angewiesen sind.

      Wenn man die Formen der Machtausübung zusammenfaßt, dann
      kommt man auf eine einfache Formel. Immer ist ein Mangel, eine
      Not, ein Elend der Beherrschten die Voraussetzung der
      Machtausübung und die glaubhaft gemachte Fähigkeit, bei
      Wohlverhalten diese Notlage abzuwenden. Ohne diesen Mangel und
      die Angst vor ihm, ist Machtausübung nicht möglich. Ohne Mangel
      gibt es begeisterte Zusammenarbeit, gibt es Führung aber keine
      Herrschaft und Macht. Macht ist immer die Möglichkeit, den
      anderen nach Belieben in Not halten zu können. Ohne Mangel keine
      Macht.

      Dieser Zusammenhang läßt begreifen, warum der „freie“
      Markt zur Ideologie der scheinbar gewaltfreien Machtausübung
      werden konnte. Macht entspricht im Wortschatz des Marktes dem
      Preis. Der Preis bezeichnet scheinbar eine Menge Geld, die für
      ein gewünschtes Versorgungsgut ausgegebenen wird. Als Lohn wird
      Preis spürbarer, da steht er für eine bestimmte Menge
      Lebenszeit, die man den Weisungen (der Macht) anderer
      unterstellt, um das Versorgungsgut zu erwerben. Wer die Preise
      macht, bestimmt wieviel Lebenszeit man für den eigenen
      Lebensunterhalt verpfänden muß. Nun „macht“ niemand die Preise.
      Der Markt ermittele sie aus Angebot und Nachfrage – heißt es.
      Nun wäre zu fragen, wer dieser Herr, der Markt sei. Der Markt –
      wer immer das ist – regelt der Theorie nach den Preis unter
      Bedingungen allgemeiner Knappheit. Wie verhält er sich der aber,
      wenn wie inzwischen, die möglichen materiellen
      Produktionsvoraussetzungen der Knappheit und dem Mangel objektiv
      den Grund entziehen.

      Unschwer läßt sich erkennen, daß sich auf dem heutigen
      Markt günstige Preise nicht durch Güterproduktion erzielen
      lassen, sondern durch die erfolgreiche Verhinderung der
      Produktion. Nach der Logik des freien Marktes ist es für den
      Betreiber von Kraftwerken und seine Bank einträglicher, nicht in
      ein weiteres Kraftwerk zu investier und mit der Knappheit den
      Strompreis hochzuhalten, als in ein zusätzliches Stromangebot zu
      investieren und durch das Angebot den Preis und den Erlös für
      die gleiche Leistung zu drücken. Von einem bestimmten
      Versorgungsgrad an wird die Steigerung der Güterproduktion
      „unwirtschaftlich“, das heißt politisch, steigert sie nicht mehr
      die Macht über das Leben anderer, sondern baut sie ab. Dann
      zahlt sich nur noch die Verhinderung von Güterproduktion aus. In
      dieser Situation ist es denen, die an der Steigerung ihrer
      Machtausübung gelegen ist, ratsam, über die Lebenzeit anderer
      Menschen nicht mehr produktiv sondern antiproduktiv zu
      verfügen.

      Wer kann verhindern, daß bei relativ hohem Preis mehr
      Strom erzeugt wird? Doch nicht die SPD, doch nicht die Grünen,
      wird man schnell einwerfen wollen, allenfalls die mit einander
      verflochtetenen Banken, die für die enormen Investitionen keinen
      Kredit bereitstellen. Aber wer sorgt dafür, daß diese ihre
      Weigerung politisch durchsetzen können, und die Institution der
      Gemeinsamkeit, der Natinalstaat, sie nicht zu einer Änderung
      ihrer Investitionspolitik zwingt? Wenn man von revolutionärer
      Zerstörungswut absieht, die in der Regel mehr praktische
      Freiheit (von Mangel und Zwang) vernichtet als ermöglicht,
      braucht die Investitionspolitik der Geldgeber zur
      Aufrechterhaltung oder Steigerung der Knappheit, wie wir sie
      heute allenthalben beobachten können, eine betörende
      Rechtfertigung. Hier kommt Umweltschutz, kommen SPD, Grüne,
      Medien und sogenannte NGOs (Nicht-Regierungs-Organisationen,
      private Zirkel mit viel Geld und Unterstützung durch Medien) ins
      Spiel.

      Doch wir reden hier von Kernenergie. Da die Produktion
      von Versorgungsgütern immer eine Frage des Stoffwechsel ist und
      Stoffwechsel soviel wie Energie bedeutet, besteht ein enger
      Zusammenhang zwischen Verfügbarkeit von Energie und
      Versorgungsgrad einer Bevölkerung. Die Besonderheiten der
      Kernenergie im Rahmen der bisherigen Grenzen der
      Energieversorgung rührt an den Zusammenhang zwischen Kernenergie
      und Herrschaft. Der für unsere Versorgung wichtige Stoffwechsel
      ist ein chemischer und ein mechanischer. Nahrungsmittel und
      Werkstoffe müssen hergestellt und entsprechend zubereitet
      werden, das erfordert Energie – warum aber
      Kernenergie?

    Molekulare Bindungskräfte

      Die Erde besteht aus einer Fülle unterschiedlicher
      Stoffe. Die wenigsten kann der Mensch in der vorgefundenen Form
      unmittelbar gebrauchen, er muß sie umwandeln. Alle Stoffe, die
      auf der Erde vorkommen, setzen sich aus nur 81 stabilen
      Elementen zusammen. Hinzu kommen einige wenige instabile
      Elemente mit sehr langen Halbwertzeiten (über mehrere Millionen
      Jahre), z.B. Wismut Thorium oder Uran. Aus chemischen Elementen
      setzen sich auch die benötigten Nahrungsmittel und Werkstoffe
      zusammen. Um sie chemisch herzustellen oder mechanisch
      abzuändern, wird entweder Energie frei oder muß diese zugesetzt
      werden. Ohne Energie ist weder die chemische Verbindung noch die
      mechanische Zubereitung der Stoffe möglich.

      Die bisher für den Menschen gebräuchlichste Energie
      stammt aus den Bindungskräften zwischen Elementen. Um dies
      verständlich zu machen, greifen wir auf die einfachste Form der
      heute üblichen Atomvorstellung zurück. Danach besteht ein
      Element aus Atomen, dieses wiederum aus einem politivgeladenen
      Kern und einer negativ geladenen Elektronenhülle. Dabei
      konzentriert sich die Masse des Atoms im Kern. Das Volumen des
      Kernes verhält sich zur Masse des gesamten Atoms, das die
      äußerste Elektronenschale umschließt, wie 1 : 140 Billionen.
      Gelänge es, die Atomkerne irgendwelcher Elemente alleine also
      ohne ihre Elektronenhülle zusammenzulegen, dann wöge ein cm³
      davon 140 Millonen Tonnen.

      Kern und Schale werden durch entgegengesetzte
      elektromagnetische Ladung zusammengehalten. Dabei heißt die
      negative Ladung in den äußeren Schalen Elektron, die positive im
      Kern Proton. In einem Atom sind in der Regel ebenso viele
      Elektronen wie Protonen vorhanden. Die Elektronen bewegen sich
      nach dem gebräuchlichen Atommodell um den Kern wie Planeten um
      die Sonne. Dabei müssen bestimmte Mengen und Abstände
      eingehalten werden. Die Abstände legen sich wie Schalen um den
      Kern. Nur auf diesen bewegen sich Elektronen. Auf jeder Schale
      findet immer nur eine bestimmte Menge Elektronen Platz. Sind die
      Plätze eingenommen, müssen weitere Elektronen auf der nächsten
      weiter außen angesiedelten Schale Platz nehmen. Die Anzahl der
      Plätze auf der jeweiligen Schale sind bei allen Atomen gleich.

      Die Möglichkeit, chemische Verbindungen eingehen zu
      können, hängt von der jeweils äußersten Elektronenschale des
      Atoms ab. Sie entscheiden über die chemischen Eigenschaften des
      Elements. Es scheint eine Art Bedürfnis der Atome zu geben,
      möglichst alle Plätze auf der äußeren Schale mit Elektronen zu
      füllen. Dies ist die Voraussetzung dafür, daß Elemente chemische
      Verbindungen mit einander eingehen (Atome sich zu Molekülen
      verbinden). Daher nennt man die Elektronen auf der jeweils
      äußersten Schale auch Valenzelektronen.

      Elemente mit einer voll besetzten äußeren
      Eletronenschale sind sogenante Edelgase. Sie sind chemisch
      stabil und gehen keine chemischen Verbindnung ein. Ist die
      jeweils äußerste Schale nicht vollständig mit Elektronen
      besetzt, dann sind chemische Verbindungen möglich und
      wahrscheinlich. So fängt Eisen an zu rosten, weil ein Eisenatom
      in einem Kristal weniger stabil ist als ein Eisenoxid-Molekül.
      Warum das so ist soll ein Beispiel zeigen: Eine bekannte
      chemischen Verbindungen ist Kochsalz, Natriumchlorid. Das
      Alkalielement Natrium hat auf seiner äußersten Elektronenschale
      nur ein einsames Elektron. Nur noch ein einziges fehlt aber bei
      bei dem Halogen Chlor (das mit einem Ladungselement mehr zum
      Edelgas Argon würde). Beide Elemente verbinden sich zu Kochsalz,
      indem das vereinzelte Elektron des Natrium die Elektronenschale
      des Chlor sozusagen vervollständigt.

      Unter bestimmten Umständen kann es vorkommen, daß
      Elemente oder Verbindunge ein oder mehrere Elektronen verlieren.
      Das geschieht oft in chemischen Lösungen oder wenn radioaktive
      Strahlung Elektronen aus der äußeren Schale wegschlägt. Dadurch
      ändert sich das chemische Verhalten der Atome oder ehemaligen
      Moleküle. Hier liegt die wichtigste Problematik der radioaktiven
      Strahlung für die Lebenwesen, deren Körper sich ja aus sehr
      komplexen chemischen Verbindungen zusammensetzen.

    Fossile Energiequellen und Boden

      Unsere derzeit gebräuchlichste Energiequelle stammt aus
      dem Energiekreislauf der belebten Natur. Sie ergießt sich beim
      Verbrennen (Oxidieren) von Kohlenstoff C oder Wasserstoff H oder
      deren Verbindungen, den Kohlenwasserstoffen CnHm (also Öl, Gas
      etc) zu Kohlendioxid CO2 und Wasser H2O. Um diese Verbindungen
      wieder aufzulösen, muß die gleiche Energie wieder hineingesteckt
      werden, die bei der Verbrennung freigesetzt wurde. Das gelingt
      zum Beispiel den Pflanzen mit Hilfe der Sonnenenergie. Sie
      spalten CO2 und H2O und bauen daraus den Kohlenwasserstoff auf,
      aus dem sie bestehen. Dabei setzen sie Sauerstoff O frei. Wir
      Tiere leben von der und durch die Aktivität der Pflanzen. Wir
      atmen O ein und verbrennen zumeist die pflanzlichen
      Kohlenwasserstoffe zu CO2 und H2O in unseren Zellen und beziehen
      daraus die nötige Lebensenergie.

      Die Energiequelle für diese Vorgänge liefert das große
      Kernkraftwerk am Himmel, die Sonne. Die uns zur Verfügung
      gestellte Energie ist abgewandelte Sonnenenergie. Die
      Sonnenenergie kommt auf der Erdoberfläche sehr undicht an; sie
      muß, um brauchbar zu sein, gesammelt und verdichtet werden. Das
      leisten zum Beispiel die Pflanzen, die langsam wachsen, aber
      auch Strömungen in Luft und Gewässern, welche die
      Sonneneinstrahlung auslöst. (Ein wenig Energie stammt aus der
      Erde und zwar aus den dort spontan zerfallenden Kernen). Die vom
      Menschen zum Leben benötigte Energie hängt daher weitgehend von
      der Bodenfläche und den dort herrschenden besonderen Boden- und
      Klimabedingungen ab, denn die Bodenfläche ist die Voraussetzung,
      um die Sonnenenergie ernten und verwenden zu
      können.

    Herrschaft und Boden

      Ursprünglich konnten Menschen wie Tiere Macht und
      Herrschaft nur von Individuum zu Individuum ausgeüben. Der
      Stärkere konnte dem Schwächeren die Beute abjagen, ihn aber auf
      Dauer nicht beherrschen,. Denn der Schwächere konnte ihm aus dem
      Weg gehen und für sich selbst jagen und sammeln. Dazu mußte
      allerdings genügend Raum, also Erdoberfläche vorhanden sein. Als
      die Menschen lernten, Tiere zu domestizieren und zu weiden, den
      Boden zu bestellen und Feuer zu nutzen, war die Sache mit dem
      Ausweichen nicht mehr so einfach. Die neuen Verfahren steigerten
      aber den Arbeitsertrag und damit das Versorgungsniveau so sehr,
      daß die Flucht in die Wirtschaftsform des Jagens und Sammeln
      keine menschenwürdige Existenz bieten konnte.

      Macht und Herrschaft hängt nun von der Fähigkeit ab, den
      Boden, an dem ja kein Eigentumsvermerkt hängt, gegen den
      Anspruch anderer zu verteidigen, zu behaupten und gegebenenfalls
      anderen vorenthalten zu können. Die Herrschaft über den Boden
      konnte andere Menschen in Not bringen und gerade das ist die
      materielle Grundlage jeder Herrschaft. Wo es zu viel Boden gibt,
      läßt sich Herschaft nicht aufrechterhalten. Den wohlhabenden
      Kolonisten in Amerika fehlten Dienstboten, solange die ungeheure
      Landfläche der USA nicht privatisiert war und der Preis für
      Farmland nicht wenigstens so hoch war, wie die Importkosten für
      neue Einwanderer. Strittig war die Methode der Privatisierung,
      ob die Kolonialmacht oder eine erwählte Gruppe wohlhabender
      Siedler den Boden privatisieren konnte. In Australien gelang das
      dem britischen Königshaus in den USA den wohlhabenden einander
      verschworenen Siedlern.

      Behauptung des Bodens und das Vermögen, ihn anderen
      vorzuenthalten, wurde zur Grundlage der Herrschaft. Bodenbesitz
      war die Voraussetzung, um die lebensnotwendige Energie zu
      ernten, mit der die Nahrungsmittel, Kleidung, Wohnung, Werkzeuge
      und Waffen hergestellt werden. Mit der Zähmung des Feuerns und
      der Behauptung von Landfläche begann die menschlichen
      Zivilisation, die bis zum zweiten Weltkrieg dauerte und ebenso
      war die Landesverteidigung die reale Grundlage jeder politischen
      Organisation und Herrschaft.

      Boden trägt keine Eigentumsvermerke. Nur wer ihn
      verteidigen kann, besitzt ihn und kann ihn nutzen,
      beziehungsweise andere davon abhalten. Wer den Boden behaupten
      konnte, entschied die militärische Macht. Dabei muß der
      militärisch Stärkere die militärisch Schwächeren nicht vom Land
      vertreiben. Wenn die Schwächeren begriffen hatten, daß der
      Stärkere dies jederzeit konnte, waren sie bereit für einen
      Anteil am Ertrag für diesen zu arbeiten – jedenfalls dann, wenn
      der gewährte Anteil größer war, als das, was sie sich aus der
      Wildnis selbst hätten beschaffen können. Dem entsprach die
      Einsicht der Stärkeren, daß die Schwächeren nur dann für sie
      arbeiten würden, wenn ihr Anteil wenigstens dieses Maß umfaßte.
      Die wechselseitige Einsicht in die Grenzen dieses Zusammenhangs,
      heißt „politische“ oder auch „wirtschaftliche Vernunft“. Wo sie
      fehlt, kommt es zu Krieg, Aufstand und Totschlag.

      Daß militärische Macht und nicht irgendeine
      Vergleichsarbeitszeit die nakte Grundlage des Tauschhandels ist,
      zeigt sich am deutlichsten an den ursprünglichen
      Tauschverhältnisse und ihren Terms of Trade. So bestimmte im
      Fall der Wikinger, die eine Stadt für ihren Handel „erschließen“
      wollten, das Verhältnis zwischen ihrer militärischen Macht und
      der Macht der Stadt den Preis der auszutauschenden Waren. Das
      dürfte noch im Fall der Erschließung Japans durch die US Flotte
      im 19. Jahrhundert so gewesen sein. Der Preis konnte – (was Adam
      Smith und Karl Marx mit ihrer Arbeitswerttheorie nur
      verschleiern und vernebeln) – bei extremer Überlegenheit einer
      Seite bis auf Null absinken. Die Vernunft als Einsicht in die
      tatsächlichen Macht- oder Risikoverhältnisse, führte zu einer
      Einigung die für beide Seiten einigermaßen erträglich erschien.,
      die Unvernunft oder ohnmächtiger Stolz zu Krieg und
      Raub.

      Die nackte Tatsache des Tauschhandels wurde in neuerer
      Zeit durch das Geldsystem überdeckt. Mit Geld lassen sich
      scheinbar alle Rohstoffe und Versorgungsgüter unabhängig vom
      Boden von überall her erwerben. Was aber bestimmte den Wert des
      Geldes und wer legt die Bedingungen fest, unter denen es
      erworben wird? Daß sich die Geldwirtschaft auf die gleiche Form
      der militärischen Behauptungsfähigkeit stützt, macht eine
      einfache Überlegung deutlich: Was wäre ein Kredit – und Geld ist
      nur eine Form von Kredit – ohne Polizei und Militär, die seine
      Anerkennung im kritischen Moment durchsetzen könnten? Er wäre
      doch wohl nichts anderes als ein Geschenk. Erst die militärische
      Macht, den Kredit in der vereinbarten Zeit und mit dem
      vereinbarten Zins wieder eintreiben zu können, macht ihn zum
      Kredit – und Kredit ist jede Form von Wertpapier, vom Geldschein
      bis zum Hedge-Fond-Anteil.

      Militärische Macht hängt allerdings wiederum davon ab,
      ob und wie man über Energie verfügt. Wer mehr oder besseren
      Boden hatte, konnte mehr Truppen unterhalten und entsprechend
      ausrüsten. Wer die verfügbare Energie im Luxus verpraßte, stand
      bald ohne Bedienstete und dann auch bald ohne Boden da. Die
      militärische Macht läßt sich durch diplomatisches Geschick oder
      psychologische Manipulation verstärken. In erstem Fall gelingt
      es zum Beispiel zwei oder mehrere mögliche Gegner, die einem
      Land oder Macht streitig machen könnten, gegen einander in
      Kriege zu verwickeln, um dann beiden bei geringem eigenen
      Aufwand die Verfügung über ihr Land streitig zu machen oder an
      besondere Bedingungen zu knüpfen. Auch die beiden letzten
      Weltkriege und deren nachfolgende Friedensordnung liefern
      hierfür beredte Beispiele – wenn man sie nüchtern und ohne die
      verordnete Propagandabrille betrachtet.

      Im Fall der psychischen Manipulation geht es fast immer
      darum, im anderen (Vertreibungs-) oder Existenz-ängste zu wecken
      und zu schüren. Eingeredete Ängste, das heißt ein „induziertes
      Irresein“, können so stark sein, daß der Betroffene sich nahezu
      bedingungslos Zwängen, die ihm Schutz versprechen, unterwirft.
      Das gilt für allerlei Teufel und Gespenster genauso wie für CO2
      als „Klimagift“ oder der Glaube an die „Nichthandhabbarkeit“
      oder „Unverantwortbarkeit“ der Kernenergie. Die Fähigkeit zur
      diplomatischen und psychologischen Machtausübung setzt aber
      bereits ein Übermaß an militärischer und davon ableitbarer
      finanzielle Macht und Glaubwürdigkeit voraus, sie dienen im
      Grunde nur zur Ökonomisierung des Aufwandes zur
      Machtausübung.

    Kernenergie macht unabhängig.

      In den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts deutete ein
      Buch mit dem Titel „Wissenschaft bricht Monopole“ eine Wende an.
      Es behauptete, wissenschaftliche Forschung und die Endeckung
      neuer Verfahren zur Herstellung von Roh- und Werkstoffen und zu
      ihrer Bearbeitung mache von dem unmittelbaren Landbesitz
      unabhängig. Das galt aber nur, soweit durch solche Erkenntnisse
      Knappheiten umgelagert und verschoben werden konnten. Dies war
      möglich, wenn für ihre Anwendung die erforderliche Energie zur
      Verfügung stand. Das Buch entstand in Deutschland, dessen Boden
      zwar wenig natürliche Rohstoffe aber reichlich Kohle enthielt
      und das damals auch noch über ein relativ starkes Militär
      verfügte. In anderen Gegenden, zum Beispiel in den meisten der
      sogenannten Entwicklungsländern, fehlen entweder die
      Energiequellen oder das entsprechende Militär. Daher konnte dort
      die Wissenschaft auch keine Monopole brechen. Soweit es auch
      dort fähige Wissenschaftler gab, wanderten sie dorthin ab, wo es
      „Kohle“ im realen und im übertragenen Sinne gab. Diese Länder
      werden stets an die Bodenabhängigkeit der Herrschaft (Versorgung
      nur bei Wohlverhalten im Sinne der Versorger) und den Zwang,
      ihren Boden nicht oder nur bei Erfüllung bestimmter Auflagen zu
      behalten, erinnert.

      Erst die Nutzung der Kernenergie löste die
      Energieversorgung vom Boden und relativiert dadurch die
      Bodenbehauptung als Herrschaftsmittel. Zwar sind Kernbrennstoffe
      im Falle der Kernspaltung (schon nicht mehr im Falle der
      Kernfusion) von besonderen Rohstoffvorkommen im Boden und das
      heißt von militärischer Bodenbehauptung abhängig. Aber wegen
      ihrer hohen Energiedichte können große Mengen der
      Energierohstoffe bequehm transportiert und eingelagert werden,
      so daß es auf die Bedingungen des Bodens und seiner Fläche nicht
      mehr unmittelbar ankommt. Der Grund dafür ist, daß die
      Kernenergie die Bindungskräfte der Kerne nutzt, die
      millionenfach dichter gebündelt sind als die molekularen
      Bindungskräfte.

      Molekulare Verbindungen kommen – wie gesehen – über die
      Elektronenschalen zustande, die am äußeren Rand der Atome
      wirksam werden. Im Kern der Atome spielt sich alles viel
      konzentrierter ab. Hier drängen sich die gleichgerichteten
      Ladungen, die einander abstoßen sollten und die auf den
      Elektronenhüllen die Elektronen so weit wie möglich abspreitzen,
      als Protonen dicht zu sammen. Protonen müßten einander als
      Träger gleicher Ladung abstoßen, wenn sie nicht durch ungeheuer
      stärkere Bindungskräfte zusammengeholten würden. Ihre
      Abstoßungskräfte müssen dazu „neutralisiert“ werden. Dies
      geschieht durch sogenannte „Neutronen“. Diese sind an sich auch
      nicht stabil. Sie zerfallen außerhalb des Kerns nach 11 bis 20
      Minuten in ein Proton und ein positivgeladenes Elektron, ein
      Positron. Im Kern werden beide Teile des Neutrons durch die dort
      herrschende hohe Bindungsenergie zusammengehalten und sie halten
      selbst wiederum die Protonen des Kernes sehr dicht
      zusammen.

      Je mehr Protonen in einem Kern zusammen kommen, desto
      mehr Neutronen sind nötig, um sie zusammenzuhalten. Dabei können
      sich Atome gleicher Elemente, das heißt mit der gleichen Anzahl
      von Elektronen und Protonen durch die Zahl ihrer Neutronen
      unterscheiden. Man spricht dann von Isotopen. Solche Isotope
      können selbst noch stabil sein aber auch schon instabil.
      Offensichtlich gibt es ein optimales Verhältnis von Neutronen zu
      Protonen. Wenn dieses nicht erreicht wird, sind die Kerne
      instabil. Sie werden sich früher oder später stabilisieren.
      Stoffe, deren Kerne das tun, heißen „radioaktiv“. Der
      Stabilisierungsvorgang, die „Radioaktivität“ gilt
      Kernkraftgegnern als höchst mysteriös und, wenn sie vom Menschen
      ausgelöst wird, als unzulässiger Eingriff in die Natur. Dabei
      ist Radioaktivität, das heißt die spontane Selbststabilisierung
      der Kerne ein höchst natürlicher Vorgang. Ursprünglich dürften
      alle im Universum vorhandenen Kerne instabil gewesen sein. Sie
      waren radioaktiv und haben sich zwischenzeitlich mehr und mehr
      stabilieren können.

      Entscheidend für die Stabilität ist nicht nur das
      Verhältnis der Neutronen und Protonen zu einander, sondern auch
      die Größe eines Atoms. Mehr als 81 Protonen können mit Hilfe von
      Neutronen nicht mehr auf Dauer zusammenhalten gehalten werden.
      Schwere Kerne sind ihrem Wesen nach instabil. Dabei können aber
      wie bei Wismut, Thorium oder Uran 238 Protonen Neutronen
      Verhältnisse erzielt werden, die sehr lange zusammenhalten und
      entsprechend wenig radioaktiv sind. Die Stärke der
      Radioaktivität bemißt sich nach der Anzahl der Kernumwandlungen
      in einem Stoff pro Zeit. Je länger die Halbwertszeit, d.h. die
      Zeit bis sich die Hälfte der instabilen Kerne eines Stoffes
      stabilisiert hat, desto geringer die Strahlung – und umgekehrt.
      Wismut hat zum Beispiel eine Halbwertszeit von 2,5 mal 1017
      Jahren, daher ist es so gut wie nicht radioaktiv.

    Kernenergie und Radioaktivität

      Kerne stabilsieren sich auf vier typische Arten. Einmal
      sprengen sie einen Kernteil ab. Es handelt sich dabei um den
      stabilste Kern, den des Heliumgases (4), der aus zwei Neutronen
      und zwei Protonen besteht. Werden solche Kernstücke abgesprengt,
      spricht man von Alfa-Strahlung. Der bekannteste Alfa-Strahler
      ist Radium (226), das sich dabei zum Edelgas Radon (222)
      stabilisiert. Zur sogenannten Beta-Strahlung kommt es in der
      Regel, wenn sich ein Neutronen zum Protonen (oder umgekehrt)
      umwandelt. Dabei wird ein Elektron oder ein Positron abgestoßen.
      Die dritte, die sogenannte Gamma-Strahlung besteht nicht aus
      Kernteilen sondern aus Energiequanten. Kerne können sich auf
      unterschiedlichem Anregungsniveaus bewegen. Wenn sich dieses
      ändert, wird ein entsprechendes Energiequantum entweder
      aufgenommen oder abgegeben. Stellen Sie sich darunter vielleicht
      die Veränderung eines Drehimpulses vor. Wenn ein Schwungrad
      (Anregungszustand) abgebremst wird, wird auch Energie als
      Reibungshitze frei. Atome, Kerne und Kernteilchen haben unter
      anderem solche Drehimpulse.

      Die vierte Strahlungsart tritt auf, wenn sich sehr
      schwere Kerne (mit deutlich mehr als 81 Protonen) spontan
      spalten. Wie schon erwähnt, haben schwere Kerne, um stabil zu
      bleiben, im Verhältnis zu ihrer Protonenzahl realtiv mehr
      Neutronen nötig als kleine Kerne. Spaltet sich der schwere Kern
      in zwei oder gar drei kleinere Kerne, werden überschüssigen
      Neutronen mit hoher Energie weggeschossen.

      Die Nutzung der Kernenergie hängt mit dem gleichen
      Effekt zusammen. Je größer der Kern, desto geringer ist trotz
      relativ höherer Anzahl von Neutronen der innere Zusammenhalt der
      Kernteilchen, die innere Bindungsenergie. In einem Kern mit der
      Masse 240 (das sind im Fall Plutonium etwa 94 Protonen und 146
      Neutronen) werden die Teilchen mit einer Bindungsenergie von je
      7,6 Megaelektronen Volt (MeV) zusammengehalten. Bei einem Kern
      von der Masse 120 (zum Beispiel Zinn, mit 50 Protonen) sind das
      je Teilchen 8,5 MeV. Offensichtlich wirkt bei größeren Kernen
      eine wachsende Kraft gegen die Kernbindungskraft. Wird nun
      Plutonium in Zinn gespalten (rein theoretisch), werden pro
      Kernteilchen rund 0,9 MeV frei, also im Falle einer einzigen
      Plutoniumspaltung sind das insgesamt 216 MeV. Von dieser Energie
      wird rund 85 % als kinetischer Energie (Wärmebewegung der
      Kerntrümmer) abgegeben und 15% durch Anregungszustände der
      Bruchstücke, die dann durch Gamma-Strahlung und andere
      Strahlungen abgebaut wird.

      Daran wird deutlich, warum Spaltungsenergie in der Regel
      nur bei der Spaltung großer in sich schon instabiler Kerne
      möglich und ertragreich ist. Zur Spaltung kleiner Kerne wären so
      große Energiemengen nötig, die nur zu geringer Freisetzung von
      Unterschieden der Bindungsenergie führt. (Umgekehrt liegt es bei
      der Kernfusion, auf die wir hier nicht eingehen).

      Da noch immer instabile Kerne in der Natur vorkommen
      (mit zunehmendem Alter der Erde werden das immer weniger) gibt
      es hier immer noch natürliche Radioaktivität und damit auch eine
      natürliche Strahlung. Hinzukommt, daß eine sehr harte kosmische
      Strahlung aus dem Inneren unserer Galaxis auf die Erdatmosphäre
      trifft und dort Gasmoleküle und Kerne zerschlägt, die ihrerseits
      beschleunigt wieder auf andere Kerne treffen und so weiter. Auf
      diese Weise entsteht zum Beispiel aus dem Luftstickstoff das
      radioaktive Kohlenstoffisotop C14. Dieses lagert sich zum
      Beispiel über CO2 in Planzenmaterial an. Über die Häufigkeit
      dieses C14 in altem Bauholz oder sonstigen Pflanzenresten läßt
      sich ihr Alter bestimmen. Die natürliche Strahlung ist wie alles
      auf der Erde sehr unterschiedlich verteilt. Sie kann in manchen
      Gegenden (in Brasilien und Indien) auf weit über das
      Sechzigfache der bei uns vorkommenden Strahlung ansteigen. Man
      mißt die Strahlung in Becquerel Bq. 1 Bq entspricht einem
      Kernzerfall pro Sekunde.

      Welche Folgen hat die Strahlung? Radioaktive Strahlung
      heißt nach ihrer Wirkung jonisierende Strahlung, weil sie mit
      der äußeren Elektronenhülle der Atome reagieren und dort
      Elektronen herausschlagen oder anlagern kann. Damit ändert sich
      die Ladung des Atoms (es wird zu einem Ion) und sein chemisches
      Verhalten, vor allem seine Fähigkeit Verbindungen einzugehen. Da
      lebende Körper aus mitunter sehr komplexen Molekülen bestehen,
      kann solche Strahlung die Molekülketten verändern und
      beschädigen. Hätten die belebten Organismen nicht gelernt, mit
      solchen Schäden umzugehen, gäbe es kein Leben auf der Erde, da
      sie auf der Erde ständig einer gewissen radioaktiven Strahlung
      ausgesetzt waren und es noch immer sind. Wie bei allem macht
      auch hier die Dosis das Gift und nicht der Ursprung. Der
      Organismus kann zwischen künstlicher und natürlicher Strahlung
      nicht unterscheiden, wohl aber zwischen den Stahlungsarten und
      ihrer Intensität.

      Während Alfastrahlung zum Beispiel kaum durch ein Blatt
      Papier dringen kann, gelangt Beta-Strahlung einige mm in den
      Organismus hinein. Gammastrahlung dringt zwar tief ein, hat aber
      mangels Masse geringere Auswirkungen. Gefährlicher sind
      Neutronen, die eine große Durchdringungsfähigkeit haben. Mit
      ihrer Masse und meist großen Energie, können sie Moleküle
      empfindlich stören. Die Forschung hat aus unzähligen
      Beobachtungen und Vergleichen die Wirkung der verschiedenen
      Strahlungen erfaßt und mit einander verglichen. Daraus hat sie
      ein Maß für eine Äquivalentdosis und die biologische
      Strahlenbelastung ermittelt. Sie richtet sich nach der Stärke
      der Strahlung und der Zeit, während der ein Organismus einer
      Strahlung ausgesetzt ist und wird in m Millisievert pro Jahr
      (mSv/a) gemessen.

      Es ist nicht unerheblich, die Strahlung einiger
      natürlicher Dinge aus unserer Umgebung zu vergleichen. 1 m³ Luft
      weist 14 bis 70 Bq (Kernzerfälle pro Sekunde) auf, ein Liter
      Wasser 1 -4 Bq. Bei Heilwasser aus tiefen Brunnen sind es dann
      schon 37000 Bq pro Liter. Dageggen haben unsere sonstigen
      Lebensmittel nur rund 40 Bq vorzuweisen. Ein ausgewachsender –
      sagen wir 70 Kg schwerer – Mensch bringt es auf 7500 Bq, so daß
      ein Beischlaf für eine größere Strahlungsbelastung sorgt, als
      wenn ein schlecht gereinigter Castorbehälter vorbeifährt – aber
      welchen Rot-Grünen kümmert das schon.

      Dementsprechend werden wir Menschen unterschiedlichen
      Strahlenbelastungen ausgesetzt, auch hier ist ein Vergleich
      nützlich. Die Hintergrundstrahlung aus der natürlichen Umgebung
      bringt uns 0,45 mSv/a, die Kosmische Strahlung noch einmal 0,3
      mSv/a, die körpereigene Strahlenbelastung 0,25 mSv/a. Wohnen wir
      in einem Backsteinhaus bekommen wir 1,0 mSv/a ab. Die übliche
      durchschnittliche medizinische Betreuung bringt es pro Person im
      Durchnitt auf 1,5 mSv/a. Dagegen liegt die zulässige zusätzliche
      Belastung durch Kernkraftwerke bei 0,03 mSv/a, wo bei aber in
      der Regel nur 0,01 mSv/a erreicht werden. Aus sonstigen
      technischen und beruflichen Belastungen erreichen uns im
      Durchnitt 0,03 mSv/a. Das ganze ist – wie gesagt – vor dem
      Hintergrund zu sehen, daß die Strahlung auf der Erde mit
      zunehmendem Alter nachläßt und das Leben auf der Erde zu einer
      Zeit entstand und sich entfaltet hat, als die natürliche
      Strahlenbelastung noch wesentlich höher war.

    Spezielle
    „Probleme“ der Kernenergienutzung

      Die friedliche Nutzung der Kernenergie wird abgelehnt,
      weil die Menschen angeblich zwei Probleme prinzipiell nicht
      bewältigen können. Das eine ist die Gefahr eines sogenannten
      „GAU“, die Möglichkeit, daß sich das Inventar eines
      Kernkraftwerkes wie eine Atombombe entzündet, die andere sind
      die künstlich erzeugten Spaltprodukte mit sehr langen
      Halbwertzeiten, die man glaubt von der natürlichen Natur
      fernhalten zu sollen.

        a) Zum GAU.

          Bisher werden Kernkraftwerke „kritisch“ gefahren.
          Das heißt: in einen Reaktor werden in Form von Brennstoffen
          so viele spontan spaltende Kerne (meist Uran 235)
          eingebracht, daß eine Kettenreaktion zustande kommt. Da ein
          Urankern, wenn er sich spaltet rund drei Neutronen mit
          großer Energie absprengt, muß zweierlei geschehen. 1. Es muß
          verhindert werden, daß zwei von diesen Neutronen weitere
          Spaltungen auslösen können. Das würde wegen des
          exponentiellen Wachstums (3,9,27…) eine Explosion
          auslösen. Zwei Neutronen müssen daher eingefangen und
          unschädlich gemacht werden, das heißt, sie müssen in
          geeignetem Material stecken bleiben, möglichst ohne dieses
          selbst radioaktiv zu machen. Das dritte Neutron muß auf die
          Geschwindigkeit abgebremst werden, damit es von einem
          Urankern, auf den es trifft, nicht abfedert sondern sich ihm
          anlagert und ihn spaltet. Absorbtion und Bremsung geschieht
          vor allem durch sogenannte Kontrollstäbe, die um eine
          bestimmte Menge Spaltungen pro Zeiteinheit einzuhalten, mehr
          oder weniger weit in den Reaktor hineingesteckt oder
          herausgezogen werden. Wie alle mechanischen Apparate kann
          auch diese versagen, die Folge könnte ein rasches Anwachsen
          der Kernspaltungen pro Zeit, das heißt eine Überhitzung des
          Reaktors mit möglicherweise verheerenden
          Folgen.

        b) Zu den Spaltprodukten.

          Werden Neutronen absorbiert und schwere Atome
          gespalten, so bilden sich Isotope mit zum Teil recht
          instabilen Kernen, die früher oder später selbst zerfallen,
          die also radioaktiv sind. Die meisten dieser Isotope haben
          kurze Halbwertzeiten und stabilisieren sich bei intensiver
          Strahlung schnell. Aber einige bleiben sehr lange aktiv mit
          sehr langen Halbwertzeiten. Dies trifft auf einige
          Transurane und auf einige leichtere Isotope zu. Solche
          Stoffe, die zwar selbst realtiv wenig intensiv strahlen,
          sollen zum Strahlungsschutz und weil sie vom Menschen
          erzeugt und von Natur nicht vorhanden waren, sehr lange, oft
          über hunderttausende von Jahre von der belebten Natur
          ferngehalten werden. Für die angemessene Verwahrung über so
          lange Zeiträume kann niemand trotz der inzwischen gefundenen
          guten Aufbewahrungsmethoden eine absolute Garantie
          übernehmen. Daher rührt das angebliche Entsorgungsproblem,
          das bei nüchterner Betrachtung aber noch keines ist. Denn
          Spaltprodukte lassen sich über sehr lange Zeiträume sicher
          verwahren. Außerdem gibt es viele technische und
          medizinische Anwendungsbereiche für intensive
          Strahlenquellen. Als solche könnte ein großer Teil der stark
          radioaktiven „Abfälle“ aus Kernkraftwerken ebenso dienen,
          wie Kobalt 60, daß zur Zeit in kerntechnischen Anlagen für
          solche Zwecke eigens gebrütet wird.

    Lösungansatz

      Wesentlich ist aber, daß beide Probleme, der Gau und die
      Endlagerung, keine prinzipiellen Probleme der Kernenergienutzung
      sind, sondern sich lösen lassen. Reaktoren können unterkritisch
      betrieben werden. Dann enthalten sie einen nicht angereicherten
      Brennstoff, der ohne fremde Neutronen die Kettenreaktion selbst
      nicht aufrecht erhalten und sich damit nicht selbst entzünden
      kann. Die äußere Neutronenquelle, die mit Hilfe eines
      aufwendigen Beschleunigers betrieben wird, um die
      Spaltungsprozesse im Reaktor aufrecht zu erhalten, läßt sich
      jederzeit abschalten – schon ein Kurzschluß würde dazu
      genügen.

      Mit Hilfe der äußeren Neutronenquelle, lassen sich die
      Geschwindigkeit der Neutronen nach Wunsch einstellen. Man kann
      hohe Neutronengeschwindigkeiten wählen, bei denen andere
      Transurane gespalten, daß heißt nuklear verbrannt werden. Sie
      liefern zusätzlich Energie und belasten den radioaktiven Abfall
      nicht durch ihre zum Teil langen Halbwertzeiten. Auch lassen
      sich die überschüssigen bei der Spaltung freigesetzten Neutronen
      so steuern, daß sie kleinere instabile Kerne mit langen
      Halbwertzeiten stabilisieren und damit deren Radioaktivität im
      Abfall unterbinden.

      Voraussetzung für diese Möglichkeiten ist, daß sich die
      Geschwindigkeit der Neutronen mit Hilfe des Beschleunigers
      relativ genau regeln läßt und daß das Brennstoffgemisch
      möglichst flexibel gehandhabt werden kann. Dies ist möglich,
      wenn das nukleare Brennstoffgemisch zum Beispiel in flüssiger
      Form durch den Rekator geführt wird, so daß es bei jedem Umlauf
      – wenn nötig – neu zusammengesetzt werden kann. Wie das im
      einzelnen geschehen kann, haben wir an anderer Stelle
      ausführlicher dargelegt. (Transmutation, Das Zeitalter der
      Kerntechnik beginnt erst, Dr. Böttiger Verlags GmbH Wiesbaden,
      EUR 2,50)

      Die hier angedeutete sogenannte „Transmutation“ hat
      neben den genannten noch weitere Vorteile. Der Brennstoff, der
      zur Zeit im Reaktor nur zu 94 % abgebrannt wird, läßt sich auf
      diese Weise fast restlos verbrennen. Eine Anreicherung des
      Brennstoffs mit selbstkritischen Isotopen (Uran 235) entfällt.
      Damit werden die Anreicherungsanlagen, mit denen waffenfähiges
      Uran oder Plutonium hergestellt wird, überflüssig und können
      aufgegeben werden. Schließlich kann bei diesem Verfahren außer
      Uran auch das viel reichlich vorhandene und viel weniger
      radioaktive Thorium als Brennstoff eingesetzt werden, was die
      Energiereserven um ein Vielfaches vermehrt. Als zu entsorgende
      nukleare Asche verbleiben nur noch Spaltprodukte hoher Strahlung
      aber kurzer Halbwertzeit. Sie können nach relativ kurzer
      Abklingzeit weiterverarbeitet werden.

    Alternative Energien?

      Offensichtlich ist das Desinteresse der Kernkraftgegner
      an allen Möglichkeiten, die Nutzung der Kernenergie
      weiterzuentwickeln. Sie beharren darauf, daß Kernenergie zu
      gefährlich sei und daß sie im übrigen nicht nötig sei, da
      genügend andere Energieformen zur Verfügung stünden. Dies ist
      aus mehreren Gründen falsch. Hier sei nur auf zwei Probleme der
      alternativen Energien hingewiesen, die wenig beachtet
      werden.

      Ansich gibt es Sonnenenergie und ihre Derivate in einer
      hinreichenden Menge. Sie ist nur über die ganze Erdoberfläche
      verteilt und steht damit nur in sehr dünner Form zur Verfügung.
      Den eigentlichen Aufwand macht das Sammeln und Verdichten dieser
      Eenrgie und dazu ist zum Teil sogar mehr Energie nötig, als an
      nutzbarer Energie dabei gewonnen werden kann. Offensichtlich
      gibt es auch noch immer die Blaubeeren im Wald umsonst. Daß sie
      auf dem Markt einen relativ hohen Preis erzielen, hängt vom
      Aufwand ab, sie zu sammeln. Offensichtlich mörderisch wäre der
      Vorschlag, die mechanisierte Landwirtschaft aufzugeben und die
      Nahrungsversorgung der Menschen auf Blaubeeren umzustellen, weil
      es sie umsonst imWald gibt.. Bei den alternativen Energieformen
      liegt der gleiche Sachverhalt vor. Er ist nur weniger
      offensichtlich, weil die Mittel zum Sammeln und Verdichten der
      alternativen Energieformen noch mit Hilfe der vielfach
      wirksameren aber knapper werdenden fossilen Energiequellen
      hergestellt werden.

      Als zweites sollte offensichtlich sein, daß alternative
      Energiequellen die Rückkehr zur früheren, vom Boden abhängigen
      Energieversorgung darstellen und – das ist das Wesentliche daran
      – diese festschreiben. Die Umstellung auf alternative
      Energiequellen macht die Rückkehr zur Nutzung der Kernenergie –
      wenn eine späte Einsicht das wieder vorschlagen sollte –
      praktisch unmöglich, weil sich dann energieaufwendige
      kerntechnische Anlagen mit Hilfe alternativer Energiequellen
      nicht mehr herstellen lassen.

      Unabhängig von den subjektiven Wünschen und
      Vorstellungen der Befürworter alternativer Energien, besteht
      ihre gesellschaftspolitische Bedeutung darin, die traditionellen
      über die von Boden und Geld abhängigen Formen der Machtausübung
      und Beherrschung durch institutionalisierte Knappheit zu
      stabilisieren. Rot-Grüne Kernkraftgegner erweisen sich damit, ob
      sie sich so verstehen oder nicht, als gesellschaftspolitische
      Reaktionäre und Fortschrittsfeinde, wenn Fortschritt die
      fortschreitende Befreiung des Menschen von realer Not und der an
      Knappheit gebundenen Beherrschbarkeit ist.

      Schließlich verhindern die Rot-Grünen eine wirksame
      Umweltpolitik, die eine möglichst vollständige
      Recyclingwirtschaft verlangt. Alle Umweltprobleme gehen im
      Grunde auf zwei Problemarten zurück. 1.Es entstehen im Laufe der
      Güterproduktion – vor allem als Folge der Verwendung molekularer
      Bindungsenergie – chemische Verbindungen, die sich nicht weiter
      verwenden lassen. 2. Solche Moleküle sammeln sich in der Umwelt
      an, bis sie einen schädlichen Dosiswert erreichen. Zwar lassen
      sich solche Verbindungen wieder in ihre Bestandteile zerlegen,
      um daraus nützliche Stoffe zu bilden und ihrer unerwünschten
      Anreicherung in der Umgebung zu begegnen. Aber diese Moleküle zu
      spalten, um daraus nützliche Verbindungen zu machen, wird erst
      sinnvoll, wenn eine andere, dichtere Energiequelle als die
      chemische Bindungskräfte zur Verfügung steht. Es grenzt an
      Unfug, wollte man ungewünschte chemische Verbindungen durch
      Herstellung anderer ebenso ungewollter chemischer Verbindungen
      (Verbrennungsrückstände) beseitigen. Dies entspräche dem
      Versuch, den Teufel durch Beelzebub auszutreiben.

      Erst die Kernenergie macht eine vollständige
      Recyclingwirtschaft möglich, wie sie uns die belebte Natur mit
      ihrem energetischen CO2 und H2O Kreislauf unter zuhilfenahme der
      Kernenergie der Sonne vormacht. (Zum Beispiel hatte der u.a.
      auch von der SPD Landesregierung in NRW verhinderte
      Hochtemperaturreaktor mit dem Adam-Eva Konzept ein äußerst
      sinnvolles Recycling von CO2 ermöglicht).

    Fortschritt und menschliche Zivilisation

      Die Beherrschung der Kernbindungskräfte dürfte für den
      Menschen ähnlich wie die Beherrschung der molekularen
      Bindungsenergie (Feuer) einen tiefgreifenden kulturellen
      Entwicklungssprung bringen. Damals mußte der Mensch seine tiefe
      animalische Angst vor dem Feuer überwinden, um erst Mensch zu
      werden und eine menschliche Zivilisation aufzubauen. Dies gelang
      am Anfang gewiß nicht ohne Reibung. Man kann sich leicht
      vorstellen, daß die damaligen Führer, um ihre Führungsposition
      zu sichern, die animalischen Ängste bei den zurückgebliebensten
      menschlichen Wesen angeheizt haben, um sie gegen die ersten
      Menschen zu hetzen, denen es gelang, mit ihrer Angst auch das
      Feuer zubezähmen. Handeln die Rot-Grünen nicht entsprechend,
      wenn sie Ängste schüren, um den Ausstieg aus der Kernenergie zu
      erreichen und damit die materielle Grundlage der Herrschaft, die
      Knappheit festzuschreiben, ?

      Auch der heutige Übergang zur friedlichen Nutzung der
      Kernenergie trifft auf tief im Menschen sitzende Ängste. Sie
      sind anderer Natur als die animalischen Ängste vor dem Feuer.
      Sie betreffen den durch die modernen Herrschaftsmittel
      gefährdeten Kern des Menschseins, nämlich das, was den einzelnen
      in der Gesellschaft zum Individuum macht. Verlöre nicht die
      heute angebotene Form der sogenannten „Selbstverwirklichung“ des
      Einzelnen ihre Grundlage, wenn infolge überreichlicher
      Versorgung die Güter des Lebens ihren Preis verlören und nur
      noch ihren Gebrauchswert hätten? Wer könnte sich mit einem
      Superwagen und dergleichen hervortun, wenn jeder sich das
      gleiche leisten könnte. Wie ließe sich „Leistung“ anders steuern
      (menschliche Lebenszeit beherrschen), als durch unterschiedlich
      zugewiesene Grade von Knappheit und Mangel?

      Man sagt, die Menschen würden, wenn sie nicht durch Not
      und Mangel angetrieben werden, faul und untätig werden. Man
      befürchtet in einem nicht mehr durch Knappheit differenzierten
      kommunisitischen Einheitsbrei würden alle persönlichen
      Unterschiede dahinschmelzen, so daß sich niemand mehr zu einer
      besonderen Leistung aufraffen würde. Unter stellt diese Furcht
      nicht, daß Herrschaft und Zwang die prinzipielle Grundlage aller
      menschlichen Aktivität sei – also prinzipiell gefordert
      wird?

      Das Befürtete mag für einige zutreffen und es mag bei
      einer zu plötzlichen und unverdienten Befreiung von Not so
      eintreten. Stoßen wir aber nicht auch auf Menschen, die selbst
      große Not nicht abgehalten konnte, das zu tun, was ihnen
      persönlich zwar keinen Vorteil brachte, was sie aber für richtig
      hielten, weil es ihren Mitmenschen Freude, Schönheit, ein
      „besseres“ Leben oder mehr Wahrheit und Erkenntnisse bringen
      konnte? Und ist es nicht gerade eine solche Arbeitsweise, die
      wir als „menschlich“ bewundern. Die großen Anstengungen großer
      Menschen, welche die Menschheit in ihrer Entwicklung einen
      Schritt vorangebracht haben, haben ohne Herrschaft ohne Zwang
      und sogar gegen diese gehandelt und dabei oft große Nachteile in
      Kauf nehmen müssen. Hält denn – um ein banaleres Beispiel zu
      wählen – ein Marathonläufer seine Strapaze nur deshalb durch,
      weil man ihm eine große Belohnung verspricht oder die gröhlend
      applaudierenden Menge ihm einen Moment lang Anerkennung zollt?
      Oder bewegt ihn vielleicht der Wunsch, eine von ihm selbst nicht
      anerkannte, innere Trägheit zu überwinden, sich als jemand zu
      entwerfen, der er noch nicht ist aber sein will?

      Fragen wir anders. Wie ist Macht auszuüben oder ein
      entsprechend hoher Preis zu erzielen, wenn der materielle Mangel
      überwunden ist und auch nicht virtuell als Angst vor Mangel
      aufrechterhalten werden kann? Was unterscheidet die Machthaber
      dann noch von den Beherrschten, und womit könnten sie diese zu
      Handlungen nötigen, zu denen sie aus eigenen Stücken und eigener
      Überzeugung nicht bereit sind, und die zu überzeugen die
      Machthaber wegen der eigenen Verkommenheit nicht mehr fähig
      sind?

      Wie dem auch sei, die Not und vor allem die unnötig
      verlängerte und sinnlos beibehaltene Not lenkt uns von uns
      selbst ab und von der Herausforderung in uns, das zu werden und
      zu schaffen, was wir selbst sein und schaffen können und wollen.
      Wir selbst aber werden wir erst durch den ureigenen Beitrag, den
      wir und nur wir zur Besserung der Lebensumstände unserer
      Mitmenschen beitragen können und wollen, ohne dabei auf
      Verdienst und Anerkennung durch andere angewiesen zu sein.

      Man sagt, Technik habe mit Moral nichts zu tun, es käme
      darauf an, was der Mensch mit seinen technischen Möglichkeiten
      tut. Das mag stimmen, trifft aber nicht zu auf die Ablehnung
      oder gar Verhinderung technischer Möglichkeiten, welche die
      Menschen von materiellem Mangel und Not befreien könnten, durch
      deren Verhinderung anderen eine menschenwürdigere Existenz
      verweigert wird oder der sogenannten „Überbevölkerung“ sogar die
      nackte Existenz. Eine solche Ablehnung ist eine Frage der Moral.
      Ist es doch kaum verwerflicher einen Menschen zu erschlagen, als
      ihn durch aufgezwungene Lebensumstände verhungern zu lassen –
      wie es heute als Folge der Auflagen zum Beispiel des
      Internationalen Währungsfonds millionenfach geschieht.

      Es wird ohne die Nutzung der Kerntechnik in Zukunft
      weder eine Industriegeselschaft noch eine menschenwürdige
      Zivilisation geben. Die Frage der Kernenergie – nicht nur der
      Kernspaltung, von der hier die Rede war sondern mehr noch der
      Kernfusion – ist eine Schicksalsfrage der Menschheit und sie ist
      neben all den wissenschaftlichen und technischen Fragen, die im
      Zusammenhang mit ihr zu lösen sind, eine Frage der
      Moral.

      Die SPD des Parteitags von 1956 durfte sich damals mit
      Recht „progressiv“ nennen, nicht aber ihre ausstiegsorientierten
      Nachfolger von heute. Sie sind, ob sie sich dessen bewußt sind
      oder nicht, das Gegenteil davon, nämlich reaktionäre
      Menschheitsfeinde, die um der Machterhaltung derer, die die
      Preise hochhalten wollen und können, selbst davor nicht
      zurückstrecken, andere durch ihre Antikultur in Angst und in
      einem dementsprechend „induzierten Irresein“ zu halten, wie es
      vor ihnen schon andere mit allerlei Gespenstern, Höllen und
      Teufelsängsten, der Angst vor dem Klimagift CO2 und allerlei
      hochgespielten Ängsten vor angeblichen und behaupteten
      Lebenmittel- und Umweltvergiftungen (natürlich gibt und gab es
      soetwas auch in der Realtiät – dann gilt es technische Mittel zu
      ihrer Überwindung zu finden) versucht haben. Denn wie sonst als
      durch „induziertes Irresein“ ließe sich der Ausstieg aus der friedlichen Nutzung der Kernenergie erzielen.

      [Zitatnachweis auf Anfrage bei Dr. Helmut
      Böttiger
      ]


      7/2007

    Posted in Energie- und Umweltpolitik | Kommentare deaktiviert für Politik der Kernenergie

    Teil 7: Transmutation

    Posted by Rauch on 3rd Februar 2007

    Dr. Helmut Böttiger

    Grundsätzliches
    Die Neutronenquelle


    Radioaktive Abfälle lassen sich relativ sicher und lange in sogenannten Endlagern halten. Eine Alternative zur Endlagerung der nicht verwendbaren radioaktiven Stoffe ist die Stoffumwandlung oder Transmutation. Diesen Traum der ersten Alchemisten, der Goldmacher, kann die moderne Kerntechnik heute verwirklichen. Als Ursache der Radioaktivität erkannten wir die Instabilität der Atomkerne bestimmter Elemente und ihrer Isotopen. Diese Instabilität entsteht, wenn die Kerne eine bestimmte Grenzgröße überschritten haben (Transurane) oder in ihnen ein ungünstiges Verhältnis zwischen Protonen und Neutronen besteht. In diese Kernzustände greift die Transmutationstechnik ein, indem sie günstige kernphysikalische Wechselwirkungen auslöst. Werkzeuge hierzu sind geladene Teilchen, Protonen und Deuteronen, und vor allem Neutronen. Durch sie werden überschwere Kerne gespalten und instabile leichte Kerne stabil „gebrütet“ oder in noch schneller zerfallende Kerne (mit kürzerer Halbwertszeit) umgewandelt. Mit Hilfe der Transmutation läßt sich die „gefährliche Asche“ der Atommeiler so umwandeln, daß ihr Endlager in überschaubaren Zeiträumen nicht stärker strahlt als das Rohstofflager, dem man das Uran zur Erzeugung der Kernkraft entnommen hatte. Um die Abklingzeit des gesamten Abbrands innerhalb von 700 Jahren auf das Gefährdungspotential der ursprünglichen Lagerstätten zu senken, müssen die darin enthaltenen Elemente Uran, Neptunium und Curium bis auf einen Rest von 1% umgewandelt werden, Plutonium und Americium sogar bis auf 0,1%.

    Grundsätzliches

    Man unterscheidet Neutronen nach ihrer Geschwindigkeit und spricht von schnellen und von thermischen (langsamen) Neutronen. Um bei den Kernen bestimmter Elemente und Isotope bestimmte Reaktionen auszulösen, sind jeweils ganz bestimmte Neutronengeschwindigkeiten nötig – etwa, um die Kerne zu zertrümmern oder sich spalten zu lassen, Alphateilchen abzugeben, ihre Ladung zu ändern oder Neutronen zu absorbieren. Für die meisten bei der Kernenergienutzung anfallenden Stoffe ist sehr genau bekannt, wie sie auf Neutronen unterschiedlicher Geschwindigkeit reagieren. Die Transmutation radioaktiver Substanzen zerfällt daher in zwei Aufgaben.

    Zum einen müssen die verschiedenen Stoffe aus dem nuklearen Aschegemisch sauber herausgetrennt werden, damit sie den Neutronen optimal ausgesetzt werden können. Diese Aufgabe heißt in der Fachsprache Partitioning (Aufteilung) und umfaßt weitgehend das, was im Bereich der Wiederaufbereitung geschieht.
    Zum anderen muß das Geschwindigkeitsprofil des Neutronenflusses im Reaktor möglichst genau beherrscht werden. Diese Aufgabe gehört zum Bereich der sicheren Reaktorsteuerung. Transmutation ist daher ein Betrieb, der die Arbeit des Reaktors und die Wiederaufbereitung zusammenfaßt. Dabei lassen sich wechselseitige Vorteile (sogenannte Synergieeffekte) nutzen.

    Transmutation ist für Teilchen innerhalb der Atomkerne das, was die Chemie für die Elemente innerhalb der verschiedenen Stoffe ist. Die Transmutationstechnik ist seit den 50er Jahren bekannt *), wurde der Öffentlichkeit aber bisher kaum zur Kenntnis gebracht oder von ihr wahrgenommen.
    Transmutationstechnik beseitigt nicht nur die Langlebigkeit der Radionuklide (strahlende Stoffe), sie liefert eine zusätzliche Energieausbeute aus den eingesetzten Brennstoffen. Sie ermöglicht es, die bisherigen nuklearen Brennstoffe besser auszunutzen und auch andere Brennstoffe (z.B. Thorium) nuklear zu verbrennen, was die Energiereserven in unüberschaubarer Größenordnung vermehrt. Außerdem erlauben es die angebotenen Verfahren der Transmutationstechnik, Kernreaktoren noch sicherer zu betreiben, weil in ihnen die Kettenreaktion durch Neutronen, die von außen kontrolliert zugeführt werden, aufrechterhalten wird und ihre Quelle jeder-zeit abgeschaltet werden kann.
    *) Vgl. M. Steinberg, G. Wotzak, B. Manowitz: Neutron Burning of Long-Lived Fission Products for Waste Disposal, Brookhaven National Laboratory, BNL-8558 Upton, NY USA 1958.

    Schon im herkömmlichen Reaktor findet Transmutation durch Neutronen statt. Im nuklearen Brennstoff sammeln sich allmählich Spaltprodukte an und absorbieren so viele Neutronen, daß sich die Kettenreaktion nicht mehr aufrechterhalten läßt und die Brennelemente ausgetauscht werden müssen, obwohl erst ein geringer Teil des Brennstoffes tatsächlich verbrannt ist. Zur besseren Nutzung der Neutronen aus den Spaltvorgängen wurde daher der sogenannte Schnelle Brutreaktor entwickelt, der auf Moderatoren verzichtet. „Schnell“ heißt er, weil die Neutronen hier schneller sind als im thermischen Reaktor. Die schnellen Neutronen werden durch die beigefügten Brutstoffe – nicht spaltbares Uran, Thorium oder Plutonium – absorbiert und sollen vorwiegend neue Kernbrennstoffe brüten. Dabei bleiben Neutronen übrig, die allein durch nichtabsorbierende Zusammenstöße mit den anderen Kernen so weit abgebremst werden, daß sie die Kettenreaktion aufrechterhalten.

    Auch im Schnellen Brüter sammeln sich allmählich Spaltprodukte an, und ihre Neutronenabsorption erzwingt den vorzeitigen Austausch der Brennelemente. Die in herkömmlichen Reaktoren freigesetzten Neutronen reichen also nicht aus, um den Brutvorgang, die Kettenreaktion und den Stabilisierungsvorgang der Spaltprodukte mit weiter reichendem Erfolg aufrecht zu erhalten.

    Daher wird bei der Transmutation meistens eine zusätzliche Quelle für schnelle Neutronen eingesetzt. Das hat den Vorteil, daß ihre Reaktoren „unterkritisch“ arbeiten, d.h. in dem Augenblick, in dem die zusätzliche Neutronenquelle abgeschaltet wird, kommen die Spaltvorgänge im Reaktor zum Erliegen. Auf diese Weise wird der Reaktor also abgeschaltet, was die Betriebssicherheit erhöht. Die äußere Neutronenquelle erlaubt es auch, Neutronen mit der Geschwindigkeit in den Reaktor zu schießen, die für den jeweiligen Prozeß am günstigsten ist. Sie überlagern die im Reaktor selbst erzeugten Neutronen. Je höher die Geschwindigkeit der eingebrachten Neutronen, desto größer die Bandbreite der Neutronengeschwindigkeiten nach unterschiedlichen Abbremsvorgängen. Zusätzlich kann man das Spektrum des Neutronenstroms im Reaktor durch die Anordnung der Stoffe und durch unterschiedliche Abstände von der Neutronenquelle besser ausnutzen, ohne durch die Bedingungen, die den Reaktor kritisch halten, eingeschränkt zu sein.

    Herkömmliche Reaktoren werden mit festen Brennstoffen, die in besonderen Stahlröhren eingeschweißt sind, beschickt. Werden Brenn- und Spaltstoffe jedoch flüssig durch festmontierte Röhren gepumpt, dann läßt sich die jeweilige Zusammensetzung durch entsprechende Zumischung und Absonderung entsprechend der im Reaktor gewünschten Bedingungen ändern und so Abbrand, Brüten und Stabilisieren der Einsatzstoffe besser aufeinander abstimmen.

    Das oben beschriebene Partitioning ist also für den laufenden Betrieb nicht unbedingt nötig. Wichtig ist dagegen die genaue Kenntnis der jeweiligen Zusammensetzung vor allem der Spaltstofflösung, um sie dem Neutronengeschehen im Reaktor anzupassen. Sinnvoll könnte es auch sein, Brenn- und Brutstofflösungen getrennt von Spaltstofflösungen durch den Transmutationsreaktor zu führen und die Durchleitung dem sich einstellenden Neutronenprofil entsprechend optimal anzuordnen. Schließlich ist denkbar, daß die Brennstoff- und Spaltstoffströme zusätzlich als Kühlmittel dienen. Sie könnten über eigene Wärmetauscher Reaktorwärme nach außen abgeben. Eine Transmutationsanlage gibt es bisher nicht. Bei der Beschreibung beziehen wir uns auf das in Jülich erarbeitete Anlagenkonzept.

    Die Neutronenquelle

    Wie werden die Neutronen in die Transmutationsanlage eingebracht? Neutronen sind ihrem Wesen nach neutral und lassen sich nicht über ihre elektrische Ladung beeinflussen und daher auch nicht beschleunigen oder transportieren. Sie müssen dort, wo man sie braucht, erzeugt werden. Dies geschieht durch die sogenannte Spallation. Dabei werden Ziele (targets) aus Schwermetall (Blei, Wismut) mit geladenen Teilchen beschossen – in der Regel mit positiv geladenen Protonen, die mit Hilfe leistungsfähiger Teilchenbeschleuniger auf eine hohe Energie (ca. 1,5 GeV) gebracht wurden.

    Die energiereichen Protonen dringen in das Metall ein und setzen pro Proton je nach mitgeführter Energie 20 bis 50 schnelle Neutronen frei. Diese treten durch eine Trennwand in den Reaktorraum aus. Hier, im sogenannten Blanket, finden die gewünschten kernphysikalischen Wechselwirkungen statt.
    Dabei kann jedes Neutron selbst Spaltungsvorgänge auslösen. Wenn für die Kettenreaktion ein Multiplikationsfaktor von 0,95 eingestellt ist, d. h. wenn jede Spaltung in 0,95 Fällen wieder zur Spaltung führt, dann kann jedes Spallationsneutron 19 weitere Spaltungsneutronen erzeugen. Über den Multiplikationsfaktor, der beim unterkritischen Reaktor immer unter 1 liegt, läßt sich der gesamte Neutronenfluß im Blanket regeln.1

    Die Neutronen werden im Target erzeugt. Im Grunde eignen sich fast alle Metalle als Target, doch bieten Schwermetalle wie Wolfram, Tantal und Wismut eine besonders günstige Neutronenausbeute. Blei wird wegen seines niedrigen Dampfdrucks bevorzugt – und weil es selbst wenig Neutronen absorbiert. Es kann in fester und in flüssiger Form eingesetzt werden. In fester Form kann man durch die Zusammensetzung unterschiedlich dicker Platten die Streuung der Neutronen beeinflussen. Allerdings muß man dann das Target kühlen und dabei das Kühlmittel dem Neutronenstrahl aussetzen. Flüssige Targets kühlen sich selbst. Die Wärmebewegung (Konvektion) im flüssigen Metall gibt dabei die Wärme an einen Wärmetauscher ab.2 Um das Target liegt das Blanket, die eigentliche Reaktorzone. Hier werden die Stoffe dem Neutronenfluß ausgesetzt und entsprechend umgewandelt. Die Neutronengeschwindigkeit ist in der targetnahen Zone am höchsten und wird zum Rand hin langsamer. Um die unterschiedlichen Neutronengeschwindigkeiten besser zu nutzen, wird das Blanket in Zonen unterteilt, die jeweils mit unterschiedlichen Brenn- und Spaltstoffgemischen beschickt werden.

    In Jülich schlägt man z.B. vor, in die unmittelbar um das Target liegenden Zone das langlebige Spaltprodukt Technetium Tc-99 einzubringen. Um diese herum wird auch J-129 – aber, weil es in flüssiger Form sehr korrosionsfähig ist, als Blei- oder Natriumjodit – in festen Brennstäben angeordnet. Dabei nimmt man in Kauf, daß das gasförmige Transmutationsprodukt Xenon aus den Jodverbindungen weit schwerer als aus dem flüssigen Jod austritt und Xenonisotope den Neutronenfluß nachteilig beeinflussen. In dieser Blanket-Region wird mit flüssigem Blei gekühlt. In der schnellen Zone zwischen dem Target und der Tc-Zone ließe sich auch eine Zone für die Transmutation von Americium (Am) und Curium (Cm) einrichten. Dies ist deshalb zu empfehlen, weil diese beiden Schwermetalle bei der Transmutation von Plutonium in den thermischen Zonen des Reaktors neu entstehen.

    In den äußeren Zonen werden Transurane – vor allem Plutonium – gespalten. Sie werden zusammen mit anderen Brennstoffen, zum Beispiel Thorium, als flüssiges Gemisch durch parallel angeordnete Rohre gepumpt. Das Brennstoffgemisch kann je nach Auslegungsschwerpunkt der Anlage in kleinen Keramikpartikeln in flüssiges Metall eingelagert (ein Blei-Wismut-Gemisch schmilzt bereits bei +140° C) oder als Salzschmelze aufgelöst werden. Flüssiges Blei eignet sich als Brennstoffträger, weil ihn langsamere, thermische Neutronen leichter durchdringen können und Blei sehr strahlenbeständig ist. Außerdem kann das Blei selbst pro Volumeneinheit eine große Wärmemenge abtransportieren3. Das Blanket umschließt ein Reflektor, der die Neutronen zurück in das Blanket wirft. Den Reaktor umschließt, wie bei herkömmlichen Reaktoren, ein nach sicherheitstechnischen Gesichtspunkten ausgelegtes Reaktorgefäß.

    Ein solcher Reaktor ließe sich quasikontinuierlich betreiben. Werden, wie im Jülicher Modell, die langlebigen Spaltprodukte nicht in flüssiger, sondern zum Teil in Stabform eingesetzt, müssen diese alle vier Jahre entnommen werden. Etwa vier Jahre halten auch die Graphitmoderatoren im Reflektor den Neutronen stand. Sie können also zusammen mit den Spaltproduktstäben ausgetauscht werden.
    Das flüssige Gemisch aus Brennstoff und-Transurane- läßt sich in bestimmten Zyklen so durch den Reaktor führen, daß nach jedem Zyklus ein Teil des Brennstoffs ersetzt wird. Die dabei abgesonderten Spaltprodukte werden zwischengelagert, wobei kurzlebige Spaltprodukte und Aktinide (zum Beispiel Curium 242 und Plutonium 238) weiter zerfallen. Die inzwischen stabilisierten Spaltprodukte werden abgesondert und entsorgt, die nicht stabilisierten wieder in die entsprechenden Transmutationszonen zurückgebracht. Auf diese Weise läßt sich die gewünschte Zusammensetzung des Brennstoffgemischs einstellen und festlegen, wie lange ein Volumenelement davon dem Neutronenfluß ausgesetzt wird, um optimale Spalt- und Transmutationsraten zu erzielen.

    Schema einer Transmutations Anlage 

    Die Kette der Zerfalls- und Spaltabläufe der verschiedenen Stoffe wandelt im Jülicher Modell pro Jahr etwa 52,5 kg an Transuranen um. Das entspricht dem Abfall von 1,3 Druckwasserreaktoren des Biblistyps. Vom Technetium werden pro Jahr 50 kg umgewandelt und vom Jod 6,8 kg. Das ist das 1,7- bzw. auch 1,3-fache des Abfalls, der jährlich im Siedewasserreaktor anfällt. Ein Transmutationsreaktor mit der umrissenen Auslegung erwirtschaftet einen Leistungsüberschuß von 454 MW elektrisch, der an das Stromnetz abgegeben wird.

    In vielen Ländern wird an ähnlichen Konzepten wie in Jülich mit unterschiedlichen Zielsetzungen gearbeitet. Eine funktionstüchtige Transmutationsanlage existiert bisher nicht, doch konnte einer ihrer frühesten Verfechter, Prof. Carlo Rubbia aus Genf, die EU-Behörden 1996 von seiner Idee der mit Beschleunigern betriebenen Transmutationsanlage (Accelerator Driven Systems, ADS) überzeugen. Inzwischen arbeiten in Europa 10 Forschungsinstitute an Plänen für den Prototyp nach Rubbias Vorgaben. Nach Plänen der EU soll dieser Prototyp im Jahr 2015 in Betrieb genommen werden. Neben Europa arbeiten auch Japan und die USA an ähnlichen Konzepten.

    Anmerkungen
    1. H. Lengeler: Nuclear Waste Transmutation using High-Intensity Proton Linear Accelerators, Report CERN AT/93 DI Genf 1993.
    2. G. Russel et al.: Introduction to Spallation Target Requirements, Proceedings of the Intern. Conference on Accelerator Driven Transmutation Technologies and Applications, Las Vegas, July 1994.
    3. F. Lybsch: Aspekte des Einsatzes von Systemen zur Transmutation radioaktiver Stoffe – Neutronik, Technik, Sicherheitsverhalten, Jülich 3181, Januar 1996

    Teil1 Ehrlich streiten über Kernenergie
    Teil2 Quellen der Energie
    Teil3 Was geschieht eigentlich im Kernreaktor?
    Teil4 Warum der „GAU“ beherrschbar ist
    Teil5 Wann ist Radioaktivität gefährlich?
    Teil6 Das sogenannte Abfall-Problem
    Teil7 Transmutation
    Teil8 Der Öko-Reaktor
    Teil9 Ist der Ausstieg aus der Kernenergie moralisch vertretbar?

     


    Name: Dr. Helmut Bttiger
    Email:boettigerdrh@web.de
    Dieser Beitrag darf nur Mitzustimmung des Autors verndert werden.

     

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    Teil 2: Quellen der Energie

    Posted by Rauch on 3rd Februar 2007

    von Dr. Helmut Böttiger

    I. Leben und Energie
    II. Chemische Bindungsenergie
    III. Äußere Anwendung chemischer Bindungsenergie
    IV. Und nun die Kernenergie


    Ohne Energie läuft nichts. Energie ist, so die gängige Definition, die Fähigkeit, im physikalischen Sinn Arbeit zu verrichten. Laufen soll es, vor allem die Wirtschaft – aber muß man dazu unbedingt auf Kernenergie zurückgreifen? Gegenfrage: Warum sollten wir uns nicht der Kernenergie bedienen? Was ist an ihr so anders als an anderen Energiequellen? Um diese Frage richtig einzuordnen, wollen wir zunächst recht grundsätzlich an die für den Menschen als lebende und kulturschaffende Wesen wichtigsten energetischen Abläufe erinnern.

    I. Leben und Energie

    Grundlage allen Lebens ist neben dem Vorhandensein von Wasser in flüssigem Zustand Energie. Alle Lebewesen nehmen als Nahrung besondere Energierohstoffe auf. Die für ihre Lebensäußerungen erforderliche Energie beziehen sie aus der chemischen oder molekularen Umwandlung solcher Stoffe. Diese werden dabei von einem Zustand, in dem sie mehr Energie enthalten (Stärke, Zucker) in einen energetisch geringerwertigen Zustand (z.B. Kot, CO2, Wasser) umgewandelt.

    Hauptenergiespender für die bekannteren Tierarten und für den Menschen als biologisches Lebewesen sind Kohlehydrate, also Stoffe, die aus Kohlenstoff- und Wasserstoffatomen zusammengesetzt sind. Im technischen Bereich verwenden wir aus den gleichen Bestandteilen, aber anders zusammengesetzte Kohlenwasserstoffe. Daneben werden andere, energetisch gehaltvolle Bindungen verwendet, auf die wir hier nicht eingehen.

    Dieser Stoffwechsel ermöglicht es den Lebewesen, sich zu bewegen, Nahrung zu suchen, sich zu vermehren, kurz: zu leben. Dabei wird aus den eingenommenen Kohlehydraten und dem Luftsauerstoff O2 zumeist Kohlendioxid (CO2) und Wasser (H2O). Ein normaler Mensch atmet auf diese Weise pro Tag (24 Stunden) etwa 1 Kilogramm CO2 aus.

    Untergraben sich die Lebewesen allmählich ihre Existenzgrundlage, indem sie allen Sauerstoff umwandeln, oder erzeugen sie sich mit dem CO2 ein lebensunwirtliches Treibhaus? Offensichtlich nicht! Es ist ein Grundsatz der Natur, daß nichts verloren geht – auch keine Energie. Was geschieht, sind Stoffumwandlungen und ebenso Energieumwandlungen. Wenn wir Energie einsetzen, dann wandeln wir sie von einer Form in eine andere um. Die Abfälle, das Wasser und das CO2 werden nämlich wieder zu Kohlehydraten aufbereitet, „recycelt“.

    Dazu muß allerdings die Energie, die sie abgegeben haben, wieder in sie eingehen. Das „Recycling“ dieser Energieabfallstoffe ermöglicht das riesige Kernkraftwerk am Himmel, die Sonne, in Verbindung mit den Pflanzen. Die Pflanzen leisten die Stoffumwandlung, die dazu erforderliche Energie liefert die Sonne in reichlichem Maße – und zwar in Form eines breiten Spektrums elektromagnetischer Strahlung. Stehen flüssiges Wasser, CO2 und Sonnenenergie auf der Erde reichlich zur Verfügung, wie z.B. im tropischen Urwald, gedeiht das Leben üppig. Sind Wasser, CO2 und Sonnenenergie nur spärlich vorhanden, wie in kalten oder trockenen Gebieten, dann wachsen die Pflanzen entsprechend dürftig.

    Die meisten bekannten Pflanzen zerlegen unter Einwirkung von Sonnenlichtquanten (Photonen) Wasser und Kohlendioxid und verbinden die freiwerdenden Atome neu zu Kohlehydraten. Aus ihnen bauen die Pflanzen im wesentlichen ihren Körper auf, der dann zum Teil wieder Tieren als Nahrung dient. Ein erwachsener Baum (z.B. eine 115jährige Buche) hat durchschnittlich 200000 Blätter mit 1200 m2 Oberfläche, 1014 Chloroplasten, die zusammen 180g Chlorophyll enthalten. Ein solcher Baum nimmt täglich 9400 Liter CO2 aus der Luft und stellt daraus und aus dem aufgenommenen Wasser 12 kg Kohlehydrate her. Nebenbei geben die Pflanzen, wenn sie wachsen, O2 – also Sauerstoff – ab, den wir wieder einatmen können.

    II. Chemische Bindungsenergie

    Betrachten wir einen Bestandteil des Kreislaufs, das Atom des Gases Wasserstoff – das kleinste und leichteste Atom, das wir kennen. Es besteht nach der gängigen Vorstellung aus einem positiven Ladungsträger – einem Proton – als Kern, den eine negative Ladung – ein Elektron – umkreist. Daneben gibt es etwa 90 weitere stabile Elemente. Sie unterscheiden sich durch die Anzahl der Protonen im Kern und die entsprechende Anzahl an Elektronen, welche den Kern in bestimmten Abständen umkreisen. Zur Stabilisierung der Kerne enthalten schwerere Kerne auch noch ladungsneutrale Neutronen.
    Chemische Verbindungen kommen über die Elektronen auf der äußersten Schale (mit dem größten Abstand vom Kern) zustande. Das soll ein alltägliches Beispiel verdeutlichen: Das Salz auf unserem Eßtisch ist chemisch gesehen Natriumchlorid (NaCl). Das Alkalielement Natrium hat auf seiner äußersten Elektronenschale nur ein einsames Elektron. Nur noch ein einziges fehlt auf der äußeren Schale des Halogens Chlor. Beide Elemente verbinden sich zu Kochsalz, indem das vereinzelte Elektron des Natriums die Elektronenschale des Chloratoms sozusagen vervollständigt.

    Die chemische Bindungsenergie ist die Energiedifferenz zwischen dem ungebundenen und gebundenen Zustand des jeweiligen Stoffs – einfach gesagt: die Energie, die aufgewandt werden muß, um den Stoff in alle seine atomaren Bestandteile zu zerlegen. Reagieren Stoffe mit niedriger Bindungsenergie so, daß daraus Stoffe mit hoher Bindungsenergie entstehen, dann wird die Differenz freigesetzt und tritt meistens als Wärmebewegung seiner Teile, im Fall von Kohlenstoff und Sauerstoff z.B. als Wärme des Verbrennungsabgases CO2 in Erscheinung. Diese Wärme wird dann vielleicht auf eine Herdplatte übertragen und läßt einen Bratapfel garen.

    III. Äußere Anwendung chemischer Bindungsenergie

    Der Mensch lebt wie alle Tiere von solchen Stoffwechseln in seinem Organismus. Dabei werden jeweils wohldosiert geringe Mengen von Stoffen gewechselt, ohne daß wir bewußt darauf Einfluß nehmen. Der Mensch begann sich vom Tier dadurch zu unterscheiden, daß er sich nicht nur auf den Stoffwechsel im Inneren seines Organismus beschränkte. Er begann die Stoffe in seiner Umgebung zu ändern, er nähte Kleider, schnitzte Werkzeuge, legte Felder an und bemerkte, daß seine organische Energiequelle für diese Verrichtungen zu knapp wurde. Er begann seine Lebensaktivität zu erweitern, indem er den Stoffwechsel anderer Lebewesen für eigene Zwecke nutzt. Er begann – was Tiere nicht können – den energetischen Stoffwechsel unabhängig von biologischen Organen in eigenen, selbst hergestellten Vorrichtungen zu handhaben: die Beherrschung des Feuers.

    Im wesentlichen handelt es sich beim Feuer um eine wenig kontrollierte Form dessen, was beim „natürlichen“ Stoffwechsel langsam und wohldosiert in kleinen Mengen abläuft. Wie bei einer Kettenreaktion werden bei einem Feuer feste molekulare Bindungen in großer Zahl hergestellt. Die dabei freigesetzte Energie nutzt der Mensch für seine Zwecke. Die Entwicklung der Technik bestand zunächst darin, die molekularen Kettenreaktionen besser zu steuern – das reichte vom Nachlegen von Brennholz bis zur geregelten Einspritzung des Brennstoffgemischs in den Verbrennungsmotor.

    In einem anderen Schritt ging es darum, die freiwerdende Energie gezielter einzusetzen. Während beim offenen Feuer unter einem Kochtopf das meiste der freigesetzten Energie ungenutzt in die Umgebung entweicht, wird in modernen Feuerungsanlagen schon über die Hälfte der freigesetzten Molekularenergie dem Zweck, z.B. der Dampferzeugung zugeführt. Auf diese Art steigerte der Mensch im Laufe der technologischen Entwicklung die Effizienz seiner Energienutzung. Dazu entwickelte er auch bestimmte chemische Verfahren und Apparate (z.B. die Brennstoffzelle), die den Stoffwechselprozeß in ähnlicher Weise – nur eben komplexer – organisieren, als es im Organismus geschieht.

    IV. Und nun die Kernenergie

    Um die knappe Energie effizienter zu nutzen, mußte der Mensch die hier grob skizzierten energetischen Abläufe immer genauer beeinflussen und dazu die Zusammensetzung der Atome immer genauer untersuchen. Dabei stieß er auf einen Widerspruch, der ihm zu denken gab: Wenn sich nur entgegengesetzte Ladungen anziehen, gleich gerichtete aber abstoßen – warum fallen dann die Elektronen nicht in die Protonen, und warum fliegen die Protonen im Kern nicht auseinander? Offensichtlich herrschen in der kleinen Welt des Kerns andere Kräfte als in unserer Umgebung! Die Bestandteile des Kerns (Nukleonen, Protonen und Neutronen) müssen von einer Kraft zusammengehalten werden, die größer ist als die elektrostatische Abstoßung der Protonen.

    Was sind dies für Bindungskräfte, die man starke Wechselwirkung nennt? Ihr Wesen wird immer noch nicht so recht verstanden, aber man mißt ihre Wirkung recht genau. Daher weiß man, daß Kerne mit etwa 50 Nukleonen, wie z. B. Eisen, die stabilsten sind. Kleinere Kerne werden mit geringerer Kraft zusammengehalten als mittlere. Gleiches gilt für sehr schwere Kerne. Kerne mit mehr als 90 Protonen sind sogar so instabil, daß sie auf Dauer nicht zusammenhalten.

    Nun gilt für die Bindungsenergie der Kerne ähnliches wie für die chemische Bindungsenergie. Die Kernbindungsenergie ist die Energie, die aufgewendet wird, um den Kern in seine Bestandteile zu zerlegen. Wenn man leichte Kerne zu schwereren verschmilzt (Kernfusion), wird Energie freigesetzt; das geschieht aber auch, wenn große Kerne in kleinere zerbrechen (Kernspaltung). Da es sich bei Kernbindungskräften um wesentlich stärkere Kräfte als diejenigen handelt, welche die Moleküle zusammenhalten, werden pro Kernreaktion auch wesentlich größere Energiemengen umgesetzt. Beim Zerfall eines Urankerns wird mehr als 50 Millionen mal so viel Energie frei wie bei der Bildung eines CO2-Moleküls aus Kohlenstoff und Sauerstoff. Ein Gramm Uran 235 setzt bei seiner Spaltung so viel Energie frei wie die Verbrennung von 2,7 Tonnen Steinkohle. Ähnliches gilt für die Verschmelzung leichter Kerne.

    In einem Kern mit der Masse 240 (das sind bei Plutonium etwa 94 Protonen und 146 Neutronen) werden die Teilchen mit einer Bindungsenergie von je 7,6 Mio. Elektronenvolt zusammengehalten. Bei einem Kern mit der Masse 120 (z.B. Zinn mit 50 Protonen) sind es je Teilchen 8,5 MeV. Wird nun Plutonium mitten durch in Zinn gespalten (wir nehmen das theoretisch an, denn in der Regel sind die Bruchstücke ungleich groß), werden pro Kernteilchen rund 0,9 MeV atomarer Bindungsenergie frei. Bei der Spaltung eines einzigen Plutoniumkerns sind das insgesamt 216 MeV (0,9 x 240). Von dieser Energie werden rund 85% als Wärme der Spaltprodukte und 15% durch besondere Anregungszustände der Bruchstücke abgegeben, die durch verschiedene Arten der Strahlung abgebaut und schließlich auch in Wärme umgewandelt werden.

    Gelingt es, zwei Wasserstoffatome des schweren Wassers (Deuterium) miteinander zu verschmelzen, bekommt man entweder das Heliumisotop He-3 und ein Neutron plus 3,25 MeV Energie oder das Wasserstoffisotop Tritium und ein Proton plus 4 MeV Energie. Verschmilzt man Deuterium und Tritium, erhält man das Helium-4 und ein Neutron sowie 17,6 MeV an Energie.

    Die Kernfusion ist schwieriger zu erreichen als die Spaltung schwerer Kerne, dafür stehen ihre „Brennstoffe“ in wesentlich größeren Mengen zur Verfügung: Man hat errechnet, daß in einem Liter Meerwasser genug Deuterium enthalten ist, um damit die gleiche Energiemenge wie bei der Verbrennung von 7000 Tonnen Steinkohle freizusetzen. Daraus läßt sich erkennen, wie absurd es ist, von Energieknappheit zu reden. Knappheit ist aber eine wirtschaftliche Größe, sie geht in den Preis ein und rührt an mächtige menschliche Interessen. Doch noch stehen der friedlichen Nutzung der Kernfusion große technische Probleme im Weg.

    Der große Vorteil hoher Energiedichte liegt auf der Hand. Nur einer sei erwähnt: Ein Gramm läßt sich leichter handhaben als drei Tonnen, und bei seiner Spaltung fallen auch nur etwa ein Gramm Abfall in Form von Spaltprodukten an. Bei der Kohleverbrennung sind das etwa 3 Tonnen CO2 und je nach Qualität der Kohle gut 100kg Asche, die auch mit allerlei unangenehmen Stoffen vermischt ist. Widerstände gegen die Kernfusion wurden bisher kaum laut, weil ihre wirtschaftliche Nutzung noch in weiter Ferne liegt. Die Kernkraftgegner bekämpfen bisher nur die wirtschaftlich genutzte Kernspaltung. Dabei stellt sich die Frage: Warum soll der Mensch diese verfügbare Energiequelle nicht nutzen? Dadurch, daß es ihm gelang, molekulare Bindungskräfte für sich und seine Ziele zu nutzen, hob er sich erst als Mensch vom Tier ab und übernahm die Verantwortung für die selbst geschaffene, menschliche Umwelt. Die Nutzung der Kernbindungskräfte gibt ihm größere Macht, seine bereits übernommene Verantwortung weiter auszubauen und nachdrücklicher wahrzunehmen.

    Es ist nicht so klar, ob sich die Kritik an der Kernkraftnutzung gegen die besondere Art der Kernenergie richtet oder eigentlich mehr gegen die damit verbundene „Ermächtigung“ des Menschen. Der Einwand, den man zu hören bekommt, richtet sich gegen ein angebliches Katastrophenpotential der Kernkraftwerke. Dem wollen wir uns im nächsten Beitrag zuwenden.

    Teil1 Ehrlich streiten über Kernenergie
    Teil2 Quellen der Energie
    Teil3 Was geschieht eigentlich im Kernreaktor?
    Teil4 Warum der „GAU“ beherrschbar ist
    Teil5 Wann ist Radioaktivität gefährlich?
    Teil6 Das sogenannte Abfall-Problem
    Teil7 Transmutation
    Teil8 Der Öko-Reaktor
    Teil9 Ist der Ausstieg aus der Kernenergie moralisch vertretbar?


    Name: Dr. Helmut Böttiger
    Email:boettigerdrh@web.de
    Dieser Beitrag darf nur Mitzustimmung des Autors verändert werden.

    Posted in Energie- und Umweltpolitik | Kommentare deaktiviert für Teil 2: Quellen der Energie

    Ehrlich streiten über Kernenergie

    Posted by Rauch on 3rd Februar 2007

    – Erster Teil – Von Dr. Helmut Böttiger

    Die Kernenergie ist nicht unumstritten. In Leserbriefen wurden wir aufgefordert, erneut Stellung zu beziehen. Wir tun dies in einer Serie, die das Thema ganz von vorn und grundsätzlich angeht.


    Mehr als eine technische Frage Die große Strompreisfrage Fortschritt braucht Redlichkeit


    In sehr alten Schöpfungsmythen kommt immer wieder die gleiche Geschichte vielfältig abgewandelt vor. Der Schöpfer läßt den Menschen vor sich treten und streckt ihm in der rechten Hand einen Stein, in der linken eine Frucht entgegen. Immer wählt der Mensch im Mythos die Frucht – und damit das Leben und den physischen Tod. Mit dem Stein hätte er Sterilität und körperliche Unsterblichkeit gewählt. Die Episode spiegelt ein Stück Grundweisheit der Menschheit wider. Denn noch immer steht jeder nachdenkliche Mensch in bewußten Momenten seines Lebens vor dieser Entscheidung, nur im Routineablauf des Tages denken wir nicht daran. Jeder möchte leben, etwas erleben, scheut aber die Gefahr; er will ein Ziel unbedingt erreichen, aber wenn er es erreicht hat, soll es weiter gehen; oder er sucht Sicherheit und Geborgenheit, und erstickt dabei in Langeweile. Was hat diese Geschichte mit der Kernenergie zu tun? Sehr viel, wie wir am Ende dieser Serie hoffentlich verstehen werden.

    Kernenergie war ein heiß diskutiertes Thema. Die Bundesbürger wollen inzwischen mehrheitlich aussteigen. Trotzdem will sich kaum einer damit abfinden. Nicht einmal die Rot-Grünen scheinen über den unverhofften Sieg froh zu sein. Wird das Thema Kernenergie angesprochen, kommt sogleich vehemente Ablehnung oder gereizte Gleichgültigkeit, manchmal sogar stille Wehmut auf. Wir, halten die Frage der Kernenergie für eine der grundsätzlichen Fragen, von deren Beantwortung letztendlich die Zukunft und die Zukunftswilligkeit der Menschheit abhängen.

    Wenn man Grundsätzliches in Banales einwickelt und dieses dann „hinterhältig“ erörtern läßt, kommt außer Geschrei oder Achselzucken meist nichts heraus. Ob mit Absicht oder aus Leichtfertigkeit, jedenfalls verlief bisher die gesamte öffentliche Diskussion um die Kernenergie in dieser verwickelten Form. Das Deutsche Atomforum wollte die Diskussion um die Kernenergie „versachlichen“, hat Millionen für „Aufklärungsschriften“ ausgegeben und einige Fachleute damit bemüht, mit dem Ergebnis, daß sich die Deutschen schließlich mehrheitlich gegen die Kernenergie und für den Ausstieg ausgesprochen haben. Das Atomforum fürchtete die „Unsachlichkeit“, täuschte sich aber darin, was bei der Diskussion um die Kernenergie wirklich „Sache“ ist.

    Natürlich bringen irrationale, hysterische Debatten niemanden weiter. Und wenn man ehrlich streiten will, sollte man wissen, worum es eigentlich geht, was Sache ist. Daher wollen wir – bevor wir auf die Kernenergie als solche zu sprechen kommen und warum wir sie trotz der damit verbundenen möglichen Gefahren für einen entscheidenden Schritt der Menschheit nach vorne halten – zunächst über die Hintergründe der Kernenergiedebatte nachdenken.

    Mehr als eine technische Frage

    Wenn über Kernenergie im Unterschied zu anderen Energiequellen diskutiert wird, hört sich das meist an, als wäre es eine technische Frage wie die, ob man zum Besuch der Verwandtschaft lieber das Auto oder die Eisenbahn nehmen soll. Wenn man wirklich unentschlossen ist und nicht weiß, was vernünftiger ist, wägt man zwischen den Vor- und Nachteilen ab und trifft so schließlich eine Entscheidung. Aber selbst über die banale Frage: Auto oder Eisenbahn kann es, wenn mehrere an der Entscheidung beteiligt sind, zu erregten Debatten kommen – und zwar dann, wenn die Diskutanten sich ihre heimlichen Vorlieben und Abneigungen nicht eingestehen. Sie schieben dann allerlei Gründe vor, als wären sie die ausschlaggebend zwingenden, um scheinbar vernünftig das zu tun, was sie eigentlich aus vernunftferner Vorliebe, also eines Vorurteils wegen tun wollen. Wir kennen solche Scheindebatten nur allzugut. Man beißt sich fest, die Emotionen schlagen hoch, jede Seite findet, die andere müsse doch endlich ihren „Fehler“ einsehen, was diese jedoch nicht tut.

    Kommt die uneingestandene Voreinstellung nicht zur Sprache, bleibt die Vernunft auf der Strecke und die Diskussion endet in Schreierei oder kopfschüttelndem Ärger – es sei denn, jemand sorgt endlich mit einem Witz für befreiendes Gelächter. Dann wundert man sich gemeinsam, wie man sich über eine so banale Sache so heißreden konnte, und wendet sich wichtigeren Dingen zu. Die Sache selbst erscheint nur noch als banal; das, worum es eigentlich gegangen war, bleibt verborgen. Offensichtlich war etwas eingewickelt, das so zu Herzen geht, daß es die Emotionen anfeuerte. Und dies ist es, was beide Seiten – bewußt oder unbewußt – hindert, sich und anderen das heimliche Vorurteil einzugestehen.

    Was aber wäre so hintergründig an der Kernenergie?

    Was hintergründig ist, wird nicht leicht wahrgenommen. Wenn man sich etwas nicht erklären kann, dies aber will, wird oft geraten und unterstellt. Kernkraftbefürworter werden schnell mit dem Spruch abgetan: Die werden doch von der „Atomlobby“ bezahlt. Den Kernkraftgegnern wird meist Irrationalität vorgeworfen und dafür religiöse, ideologische, archetypische Ursachen angeführt. Dabei könnten die Verfechter der Kernenergie bei ihren Gegnern ebensogut sachfremde materielle Interessen ins Feld führen.

    Die große Strompreisfrage

    Die eine Seite argumentiert also: Die „Atomlobby“ will viel und günstig Strom verkaufen. Günstig hieße: zu niedrigen Gestehungskosten und hohen Preisen. Wenn das mit „Atomstrom“ möglich ist, wird sie dafür Marketing machen. Eine Form des Marketing könnte sein, Befürworter anzuwerben. Das Deutsche Atomforum ist eine teure, offizielle Lobby der Stromversorgungswirtschaft. Warum sollte es daneben nicht auch eine verdeckte, inoffizielle geben? Auszuschließen ist das nicht. Tatsächlich kommt es rein marktwirtschaftlich denkenden, privatisierten Stromlieferanten ausschließlich auf den Unterschied zwischen Gestehungskosten und Preis an. Wenn nur der Unterschied groß genug ist, kommt es auf die Höhe der Herstellungskosten, solange sie für alle Anbieter gleich hoch sind, nicht so sehr an.
    Und hier kommen die Kernkraftgegner ins Spiel. Das herrschende Wirtschaftsdogma lehrt einen zwingenden Zusammenhang zwischen Angebot und Nachfrage, so daß gelten soll: Verknappt man das Angebot, steigen die Preise. Der Erzeuger kann zwar weniger absetzen, bekommt aber seinen verringerten Aufwand deutlich besser bezahlt. Als zusätzlichen Vorteil kann er anstehende Ersatz- und Neuinvestitionen einsparen (und das Ersparte gegebenenfalls an der Börse verspielen).

    Besonders der letztgenannte Effekt wird über steigende Energiekosten in alle gewerblichen Bereiche ausgefächert. Energiekosten fallen auf allen Stufen der Güterproduktion an, und sie addieren sich aus allen Vorprodukten, Werkzeugen, den Transporten usw. auf. Hohe Energiekosten verteuern die Herstellung von Gütern unverhältnismäßig stark, werfen weniger produktive Firmen aus dem Markt, machen weniger Neuinvestitionen nötig und senken drastisch das Güterangebot als Voraussetzung für höhere Preise. Die vorhandene zahlungsfähige Nachfrage muß sich mit weniger Gegenleistungen zufrieden geben.

    Was also könnte den Stromverkäufern willkommener sein als ein Chor von Menschen, die höhere Energiekosten zur Drosselung der Energiebereitstellung fordern? Was könnte ihr in diesem Zusammenhang mehr in den Kram passen als die Propaganda von Energieerzeugungstechniken, die aus sich heraus hohe Energiepreise rechtfertigen und von deren Konkurrenz daher keine ernsthafte Gefahr ausgeht. Es ist also auch nicht auszuschließen, daß Kernkraftgegner, wenn sie den Befürwortern vorwerfen, von der „Industrie“ bezahlt zu werden, von sich auf andere schließen. Daß der vereinigte Chor der Medien so beharrlich auf Seiten der Kernkraftgegner erklingt, unterstreicht diese These.

    Fortschritt braucht Redlichkeit

    Hingegen werfen auch die Kernkraftgegner den Befürwortern irrationale ideologische Vorstellungen vor, wenn sie von Fortschritts- und Technikgläubigkeit reden. Die Befürworter seien deshalb Gläubige, weil sie dabei den Preis des Fortschritts außer acht lassen. Und habe der Fortschritt im letzten Jahrhundert nicht gezeigt, wie verhängnisvoll er sei, mit wieviel menschlichem Unglück er erkauft werden mußte?

    Gerät die Diskussion an diesen Punkt, läßt sie sich kaum weiterführen. Offensichtlich ist beides richtig: Der technische, vor allem der energietechnische Fortschritt hat dem Menschen kaum zu ermessenden Segen gebracht, aber er brachte in seiner Begleitung nicht zu bestreitendes menschliches Unglück mit, einen nicht zu übersehenden kulturellen und moralischen Verfall. Doch lag dieses Unglück wirklich am technischen Fortschritt und nicht vielmehr an den Methoden und Formen seiner An- und Zueignung? Sogenannte Umweltschützer stellen einen kausalen Zusammenhang zwischen den materiellen Segnungen und dem wachsenden Unglück her und wollen nicht sehen, daß zwischen beidem viel schlechte Politik für zweifelhafte Interessen wirkt. Das berührt ein Gebiet, aus dem sich normale Kernkraftbefürworter wie ihre Gegner heraushalten wollen.
    Wenn sich also in diesen Fragen der „sachliche“ Zusammenhang nicht leicht entdecken läßt, könnte ein Blick auf die existentielle Wahrhaftigkeit weiterhelfen, das heißt die Frage, welche praktischen Konsequenzen der einzelne für sich und seine Lebensweise aus der bezogenen Position zieht. Auf wieviel Segnungen des technischen Fortschritts verzichtet der Kernkraftkritiker tatsächlich um des eigenen und anderer Menschen Glückes willen?
    Im Fall der anderen Seite müßte die gleiche Frage lauten: Wie sehr bemüht sich der Kernkraftbefürworter darum, daß der von ihm befürwortete Fortschritt nicht nur ihm selbst und seinem unmittelbaren materiellen Einkommen Vorteile bringt, sondern anderen Menschen und tatsächlich der Menschheit zugute kommt, ohne daß politisch interessierte Kreise die Segnungen ausschließlich für sich selbst beschlagnahmen?

    Solange die Diskussion über die Kernenergie die verborgenen Vorurteile und Ängste umschifft und ganz „sachlich“ geführt wird, ohne daß klar wird, was eigentlich Sache ist, dann ist sichergestellt, daß nichts dabei herauskommt und interessierte Kreise hinter den Kulissen treiben können, was sie wollen. Erst wenn wir uns eingestehen, daß es uns in der Frage der Kernenergie um mehr geht als „nur“ um eine Energiequelle und daß hinter den Ängsten und Einwänden gegen sie anderes stecken könnte als technische Risiken – dann ist es sinnvoll, in die Debatte einzusteigen.

    Als erstes wollen wir die Kernkraft als Energiequelle für den Menschen betrachten.

    Teil1 Ehrlich streiten über Kernenergie
    Teil2 Quellen der Energie
    Teil3 Was geschieht eigentlich im Kernreaktor?
    Teil4 Warum der „GAU“ beherrschbar ist
    Teil5 Wann ist Radioaktivität gefährlich?
    Teil6 Das sogenannte Abfall-Problem
    Teil7 Transmutation
    Teil8 Der Öko-Reaktor
    Teil9 Ist der Ausstieg aus der Kernenergie moralisch vertretbar?


    Name: Dr. Helmut Bttiger
    Email:boettigerdrh@web.de
    Dieser Beitrag darf nur Mitzustimmung des Autors verändert werden.

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